Willkommen bei den Youth Reporters!

Engagement
Fabienne Gruber / 22.05.2017

Ich konnte es kaum glauben! Mein Text war ausgewählt worden und nun stand mir ein Wochenende in Wien bevor: Das Youth-Reporter Basistraining! Aus knapp 100 Bewerber und Bewerberinnen wurden ich und 16 weitere Jugendliche aus ganz Österreich ausgewählt um vom 21.-23.April 2017 in Wien ein journalistisches Training zu absolvieren! Aufgeregt und hochmotiviert machten wir uns aus allen Teilen Österreichs auf den Weg nach Wien. Von Vorarlberg bis ins Burgenland – jeder Dialekt unseres Landes war vertreten. Treffpunkt war die Schraubenfabrik, in der uns Ursula und Natalie erwarteten! Erst mal die schweren Koffer wegstellen, vor Erleichterung tief durchatmen und schon war bei jeder und jedem die Reisemüdigkeit verschwunden. Nun konnte das journalistische Basistraining beginnen!  

 

Erste Eindrücke

Schüchtern , oder „gschamig“, in meinem Dialekt, war keiner von uns. Von Anfang an quasselten wir durcheinander und waren auch nur schwer von Ursula und Natalie zu stoppen. Jeder wollte alles vom anderen wissen! Woher man kommt, mit welchem Text man sich hier beworben hat und und und...Was sich aber als gar nicht so einfach herausstellte! Unsere Dialekte unterscheiden sich oft von Grund auf und so war es oftmals sehr lustig, den anderen Anwesenden zuzuhören. Besonders, wenn dann eine waschechte Vorarlbergerin versuchte mit einer Teilnehmerin aus dem Burgenland zu kommunizieren. Doch da wir alle der deutschen Standardsprache mächtig sind, versuchten wir eben unseren Dialekt mehr zu unterdrücken, damit jeder den anderen verstehen konnte.

 

(c) Fabienne Baumgärtner

 

Am ersten Abend erwartete uns ein Kamingespräch mit Jutta Sommerbauer, einer Journalistin der „Presse“. Sie erzählte uns aus ihrem Alltag als Journalistin und Buchautorin. Jutta nahm uns mit auf eine spannende Reise zum Russland-Ukraine Konflikt, den sie selbst miterlebt hat. Die erfahrene Journalistin berichtete uns von den Problemen der Menschen im Land. Wie sie leben und überleben, wie die politische Lage mittlerweile aussieht und wie es überhaupt zu diesem Konflikt kam. Wow, uns blieben die Münder teilweise offen stehen bei all den interessanten Geschichten.

 

Ein Tag als JournalistIn

Viele von uns hatten schon erste Erfahrungen mit journalistischer Arbeit. Und doch war es für alle von uns ein neues, spannendes Erlebnis, das uns am Samstag erwartete. Der Tag war so geplant worden, als befänden wir uns wirklich in einer Zeitungsredaktion und müssten wie echte Journalisten und Journalistinnen die anstehenden Aufgaben erledigen. Diese bestanden darin, dass wir nach einer Redaktionssitzung mit Martin Gantner, dem Pressesprecher der Caritas Wien, in der wir die wichtigsten Punkte, die wir als angehende Journalisten und Journalistinnen beachten mussten, Recherche zum Thema Obdachlosigkeit in Österreich betrieben. Nach den Internetrecherchen, die jeder an seinem eigenen Laptop erledigte, schnappten wir uns unsere Notizblöcke und machten uns auf den Weg zum Obdachlosenheim die „Gruft“.

 

(c) Daniel Weber

 

Die „Gruft“ ist die wohl bekannteste Einrichtung für Obdachlose in Wien. 365 Tage im Jahr bietet sie Schutz und warmes Essen für obdachlose Menschen. Notplätze für 300 Menschen im Sommer und 1100 Menschen im Winter sind vorhanden.

Nach einer Führung durch die Nachtquartiere der Gruft mit Susanne Peter, eine der Mitbegründerinnen der „Gruft“, teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Die einen gingen mit Susanne Peter, die anderen durften mit Michi, einem ehemaligen Obdachlosen, ein Interview führen.

Aus erster Hand durften wir von Michi erfahren, wie es ist, obdachlos zu sein. Er erzählte uns aus seinem Leben und den Schwierigkeiten, die die Jahre so mit sich brachten. Oft mussten wir die Tränen unterdrücken und tief durchatmen, bevor wir weitere Fragen stellen konnten. Doch Michi lächelte die ganze Zeit über. Kein Anschein von Hass oder Bitterkeit. Michi lebt und liebt das Leben in vollen Zügen und er sagte zu uns:“ Wisst ihr, die Gruft  ist für mich wie eine Familie!“

Auch Susanne erzählte uns schreckliche Dinge, die auf den Straßen Wiens passieren. Ihre Gesichtszüge verrieten uns, dass es nicht immer leicht war, hier zu arbeiten. Doch auch sie lächelte. Sie und ihr Team geben nicht auf! Und auch wenn es eine tagtägliche Belastung ist dort im Heim zu arbeiten, sei jeder noch so kleine Erfolg ein Grund, weiterzumachen!

Zurück in der Redaktion setzten sich alle motiviert an ihre Laptops und schrieben einen Artikel, einen Bericht oder eine Reportage über die Erlebnisse in der „Gruft“. Wir durften unserer Kreativität freien Lauf lassen und gaben unser Bestes, damit wir vor Redaktionsschluss fertig wurden. Jeder von uns hämmerte in die Tastatur, zwischendurch wieder ein paar Schluck Kaffee zur Stärkung und ein regelmäßiger Blick auf die Uhr. Wir fühlten uns wie richtige JournalistInnen an diesem Tag!

 

Viel mehr als KollegInnen

Der Samstagabend stand unter dem Motto: Pizza, Pizza und äh...Pizza! Wir wurden alle in eine tolle italienische Pizzaria eingeladen und genossen die Zeit gemeinsam. Bereits nach diesem Tag konnten wir sagen, dass wir ein echt super Team geworden sind! Jedem von uns ging es so, als kannten wir uns schon viel länger, als gerade erst 24 Stunden!

Am Sonntag ging es leider schon in den Endspurt unseres Trainings. Doch bevor das Wochenende endete, besprachen wir mit Natalie und Ursula die wichtigsten juristischen Punkte, die wir als angehende JournalistInnen unbedingt einhalten mussten. Außerdem sprühte jeder von uns nur so vor Ideen, die er oder sie unbedingt in der Zukunft als Youth Reporter umsetzen will! Schon jetzt bin ich gespannt auf die zukünftigen Beiträge meiner Kollegen und Kolleginnen und freue mich sehr, dass das Schreiben einander so verbinden kann! An diesem Wochenende sind wir nicht nur JungjournalistInnen geworden, sondern auch FreundInnen!

@jugendportal auf Instagram

Jugendportal.at wurde zuletzt am 23.04.2024 bearbeitet.

Partner