Echte Knickerbocker lassen niemals locker!

Kultur & Events
Fabienne Gruber / 07.12.2017
Thomas Brezina

Selten in meinem Leben war ich so aufgeregt. Ich denke, nicht einmal die Matura hat mich so zappeln lassen... Zuerst einmal, die schwerste aller Fragen: Was soll ich anziehen? Immerhin trifft man seinen Lieblingskinderbuchautor auch nicht alle Tage!

Nach ewigem Hin und Her, den passenden Schuhen und mit passender Jacke, war ich auf dem einstündigen Weg nach Salzburg. Noch nie war ich bei einer Lesung in der Stadt, immer nur bei Lesungen bei uns im Gebirge, die sich auf maximal 30 Leute beschränkten. Wie aufgeregt ich war… Und dann auch noch ein Tag vor meinem Geburtstag! Ein besseres Geburtstagsgeschenk kann es ja gar nicht geben.

Und dann stand ich also da. Mitten in Salzburg, vor dem großen Glasgebäude, der Stadtbibliothek. Mit hastigen Schritten trat ich ein und blickte nervös um mich. Wo würde die Lesung stattfinden? Wo würde ich meinem Lieblingsautor, wenn auch nur für wenige Sekunden, gegenüberstehen und eine Signierung in mein Lieblingsbuch bekommen? Würden etwa ein paar Sekunden reichen, um ihm meinen Dank auszusprechen, dafür, dass er mir die Liebe zum Lesen und Schreiben geschenkt hat?

Mein nervöser Blick wandert weiter durch die große Halle und dann entdecke ich ihn, meinen Lieblingsautor! Vor Schreck bleibt mir fast das Herz stehen. Mit langsamen Schritten gehe ich auf ihn zu, der Mund bleibt mir offen stehen, mein Atem setzt aus.

Ausverkauft??? In dicker Schrift prangt das schreckliche Wort vor meinen Augen. Ich traue meinen Augen nicht, reibe sie ganz fest und riskiere einen zweiten Blick. Doch meine Kontaktlinsen lassen mich leider nicht im Stich. Die Lesung und Signierstunde würde ohne mich stattfinden.

Ohne Autogramm in meinem alten, vergilbten Buch und einem Schmollmund verlasse ich den Ort des Schreckens und wandere mutlos zu meinem Auto. Ich musste nicht einmal Parkgebühren zahlen, so kurz war mein Aufenthalt in der Stadt.

Beim nachhause Fahren jedoch geistert mir ständig ein Satz durch den Kopf. Ich grüble und grüble, warum mir wohl genau dieser Spruch jetzt die Stille in meinem Kopf raubt. Und dann begreife ich, und denke zurück an meine Kindheit, in der ich viel schrecklichere Erlebnisse durchmachte mit meinen FreundInnen namens Axel, Lilo, Poppi und Dominik. Und sie erinnern mich daran, dass ein echter Knickerbocker niemals locker lässt.

Kaum sind wir erwachsen, werden wir schon wieder zurück in unsere Kindheit katapultiert.

Doch diesmal auf eine ganz andere Art und Weise. Die Knickerbocker-Band ist zurück!

Wenn auch ein wenig älter, vernünftiger und tja, auch verheiratet.

1990 erschien erstmals die Kinderkrimi-Buchserie von Thomas Brezina mit Axel, Lilo, Poppi und Dominik. Egal, ob Eismonster, Donnerechsen, Geister oder Phantome  – Thomas weiß, wie man Kindern und Jugendlichen vor Spannung den Schlaf raubt.

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Und dies gelingt Thomas auch in seinem neuen Buch. „Alte Geister ruhen unsanft“ – die  unerwartete Fortsetzung der Knickerbocker-Bande.

Axel, Lilo, Poppi und Dominik sind mittlerweile erwachsen. Und doch bleiben die typischen Charaktereigenschaften der Vier erhalten. Axel, der immer noch eine Sportskanone ist; Lilo, die stets Superhirn genannt wird; Poppi, die Tiere zu ihrem Beruf gemacht hat und Dominik, der es mit seinen geschwollenen Ausdrücken zum Fernsehstar geschafft hat.

 

Thomas wollte wissen, wie sich seine Charaktere in der Zukunft verändert haben und lässt in seinem neuen Roman den vier Knickerbockern einen noch spannenderen Fall zukommen als wir sie aus unserer Kindheit kennen.

Die vier zerstrittenen Seelen treffen sich nach über zehn Jahren wieder auf einer kleinen Insel, nahe der Südküste Englands. Dort angekommen erfahren die vier, dass das Treffen von außen geplant wurde und keineswegs den Inhalten der Briefe entspricht, wie sie zuvor angenommen hatten.

Schon bald bemerken Axel, Lilo, Poppi und Dominik, dass es auf der Insel nicht mit rechten Dingen zugeht. Nachdem auch noch zwei der Bande entführt werden, kommt die Geschichte richtig in Fahrt. Blutige Geister, geheime Türen und rätselhafte Botschaften, die die Freundschaft und Verbundenheit der vier gehörig auf die Probe stellt.

 

Es ist unheimlich spannend zu lesen, wie sich die vier HeldInnen aus unserer Kindheit verändert haben und wie sie in den verschiedensten Situationen noch gleich und doch auch anders reagieren.

Lilo, die ihre klugen Gehirnzellen einsetzt, obwohl sie nach der Trennung der Knickerbocker-Bande so viel erleiden musste. Axel, der seine voreiligen Taten abgelegt hat und nun vernünftige Überlegungen anstellt. Poppi, die zwar immer noch ängstlich ist und Frieden unter allen stiften will, überrascht ihre alten Freunde mit ihrem erwachsenen Scharfsinn. Und Dominik, der typische Fernsehstar, der seine Bequemlichkeiten ablegt und wieder ganz zum alten, neunmalklugen Dominik wird.

 

Die Vier müssen, wie in den vorherigen Fällen, als Team zusammenarbeiten, doch zuerst müssen sie sich neu kennenlernen. Denn immerhin trennen sie über zehn Jahre, in denen sich jeder von ihnen, eigens entwickelt hat und erwachsen wurde. Genauso ist es für den Leser oder die Leserin eine vollkommen neue Erfahrung, da er oder sie die ProtagonistInnen zwar von früher kennt, sie jedoch älter sind und die Zeit Menschen verändert. Ob in Büchern oder im echten Leben.

 

So haben uns auch wir, die LeserInnen verändert. Wir wurden erwachsen, sind vielleicht verheiratet, haben einen doppelten Uniabschluss oder sind bereits stolze Eltern. Doch egal, wie alt man ist, die Wiedervereinigung der Knickerbocker-Bande sollte man sich nicht entgehen lassen.

Und obwohl es ein klein wenig erschreckend ist zu lesen, wie die Knickerbocker sich mit alltäglichen Problemen herumschlagen müssen, ist es beruhigend, dass auch unsere KinderheldInnen von früher erwachsen werden mussten und auch bei ihnen nicht alles im Lot ist.

 

Thomas Brezina hat uns eine abenteuerliche Welt geschaffen und seien wir mal ehrlich, ein klein Wenig Knickerbocker steckt in jedem von uns.

Also, das nächste Mal, wenn etwas nicht so klappt, wie man es eigentlich vorhatte, dann denkt einfach an das Motto der vier AbenteurerInnen – Ein echter Knickerbocker lässt niemals locker!

 

Weitere Infos:

Website Thomas Brezina

Instagram Thomas Brezina

 

 

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