Constantin Eberle und Leah Birnbaumer, Mitglieder der Schüler-Bewegung „Fridays for Future“, setzen sich für den Umweltschutz ein. Kürzlich organisierten sie eine Kleidertauschparty im aha Dornbirn in Vorarlberg.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine Kleidertauschparty zu organisieren?
CONSTANTIN: Die Mitglieder bei Fridays for Future haben sich dazu entschieden, diesen Sommer bewusst keine Demonstrationen zu organisieren. Dafür sollen mehr Veranstaltungen zum Thema Bewusstseinsbildung stattfinden. Dazu gehören Flurreinigungen oder eben diese Kleidertauschparty, bei der Jugendliche sich austauschen und eine Meinung zum Thema Nachhaltigkeit bilden können.
Habt ihr seit Gründung der Bewegung Fridays for Future schon eine Veränderung in Vorarlberg wahrgenommen?
LEAH: Die größte Veränderung war sicherlich der Ausruf des Klimanotstandes in Vorarlberg. Außerdem haben so gut wie alle Parteien den Punkt Klimaschutz in ihre Programme aufgenommen. Das allein bringt uns aber noch nichts. Wir wollen konkrete Taten sehen, nicht nur gut klingende Programmpunkte um Wählerstimmen abzugreifen. Durch die große Medienpräsenz hat das Thema auf jeden Fall das Interesse und Bewusstsein der Bevölkerung geweckt.
Glaubt ihr, Nachhaltigkeit ist nur ein Trend?
CONSTANTIN: Kann gut sein, dass es nur ein Trend ist – allerdings hoffe ich, das dem nicht so ist. Immerhin geht es darum, unsere Zukunft sicherzustellen und das sollte, wie ich finde, nicht nur Trend sein.
Wie wird das Thema bei euch in der Schule behandelt?
LEAH: Das hängt ganz von der Lehrperson ab. Generell würde ich sagen, dass das Thema im Unterricht viel zu kurz kommt. An unserer Schule beispielsweise wurde erst auf Anfrage der SchülerInnen hin ein Umwelt-Team gegründet, da wir eine Umwelt-Schule werden wollen.
CONSTANTIN: Meiner Meinung nach sollte es ein Schulfach geben, in dem die Thematik genauer behandelt wird und in dem Fragen gestellt werden können. Aus der Sicht der SchülerInnen besteht auf jeden Fall Interesse. Dieses Potenzial wird jedoch leider nicht genützt und das finden wir schade.
Habt ihr euch für eurer Engagement schon rechtfertigen bzw. wehren müssen?
CONSTANTIN: Wehren mussten wir uns tatsächlich noch nicht, nur viel Überzeugungsarbeit leisten. Viele glauben, dass Umweltschutz sowieso keinen Sinn hat oder wir nur demonstrieren, um nicht in die Schule gehen zu müssen.
LEAH: Die einen zweifeln an unseren Absichten und glauben, es gehe nur darum, möglichst viel die Schule zu schwänzen. Dabei trauen sich viele genau wegen solcher Vorwürfe nicht, an den Demos teilzunehmen. SchülerInnen, die für Fridays for Future demonstrieren, tun das häufig unter enormem Druck, da Schulstreiks seit kurzem per Erlass vom Bildungsministerium verboten sind und DirektorInnen mit ernsten Konsequenzen wie Suspendierung oder Strafen drohen. Wir versuchen, dem durch solidarische Vernetzung zwischen den Schulen entgegenzuwirken. Andere befürworten was wir tun, belächeln uns aber gleichzeitig.
CONSTANTIN: Einmal hat uns eine Frau sarkastisch mit den Worten „So, und ihr wollt die Welt retten?“ begrüßt – dabei fühlt man sich nicht ernst oder für voll genommen.
Wie steht ihr zum Vorhaben von Greta Thunberg, ihre Schullaufbahn abzubrechen, um als Botschafterin die Welt zu bereisen?
LEAH: Sie selbst hat ja gesagt, dass es keinen Sinn hat, für eine Zukunft zu lernen, die es nicht geben wird – da stimme ich ihr zu. Andersherum hat es natürlich auch keinen Sinn, denn wir brauchen neben einer sicheren Zukunft auch gebildete Menschen. Greta Thunberg ist jedoch, meiner Meinung nach, das beste Beispiel dafür, dass man gleichzeitig gebildet und engagiert sein kann.
CONSTANTIN: Sie macht genau das, was sie liebt und ich finde, sie hat auch ein Recht dazu. Außerdem dürfte es ihr mit ihrem fotografischen Gedächtnis nicht schwerfallen, den Stoff nachzulernen.
Was sollten in euren Augen die nächsten Schritte der PolitikerInnen sein?
CONSTANTIN: Dass sie sich in Vorarlberg zum Beispiel nicht auf dem Ausruf des Klimanotstands ausruhen, sondern anfangen, Maßnahmen zu ergreifen und uns Jugendliche in den Prozess miteinbinden. Allerdings sind Pläne wie ‚50 Prozent erneuerbare Energie bis 2030‘ nur Halblösungen – wir wollen ja auch keine halbe Zukunft.
Was würdest du jemanden raten, der sich für die Umwelt engagieren will?
LEAH: Bei uns mitzumachen! Fridays for Future wird den Druck auf die Politik so lange steigern, bis es wirklich funktionierende Maßnahmen gegen den Klimawandel gibt. Wir bauen eine Massenbewegung auf, weil wir nicht glauben, dass man nur auf sich allein gestellt etwas erreichen kann, indem man zum Beispiel kluge Konsumentscheidungen trifft. Die Schuld für den Klimawandel liegt schließlich nicht nur an den einzelnen KonsumentInnen. Natürlich ist es für die Umwelt viel besser, wenn man zum Beispiel den Fleischkonsum reduziert oder versucht Abfallfrei zu leben. Schlussendlich ist aber unser jetziges Wirtschaftssystem maßgeblich an der massiven Umweltzerstörung schuld. Es ist allein auf Profit ausgerichtet und die Umwelt kommt deshalb immer zu kurz. Als Einzelperson kann man daran nicht viel ändern, wirkliche Wirkung kann nur eine Bewegung wie die unsere haben. Über Plattformen wie Workers for Future oder Parents for Future können auch alle Erwachsenen bei uns mitmachen und ihre Kollegen, Freunde oder Familienmitglieder für unsere Streikaktionen mobilisieren.
CONSTANTIN: Ratsam ist auch, sich Gleichgesinnte zu suchen, sich in das Thema reinzulesen und sich auf Alternativen einzulassen. Plastik und Müll kann man auch durch einen eigenen Garten vermeiden oder indem man das plastikfreie Angebot mehrerer Supermärkte vergleicht– in Dornbirn gibt es seit kurzem auch die Initiative „Essbare Stadt“. Außerdem sind Bio-Läden oder Bauernmärkte eine gute Anlaufstelle. Natürlich freuen wir uns auch bei Fridays for Future Vorarlberg auf tatkräftige Unterstützung.
LEAH: Wobei natürlich solche individuellen Projekte wie ein eigener Garten oder Konsum von Bioprodukten eine gewisse Art Luxusproblem darstellen. Wer jede Woche damit zu ringen hat, etwas zu essen auf dem Tisch zu haben, wird sich wenig für so etwas interessieren. Die unzähligen Menschen, deren ganze Lebensweise jetzt oder in Zukunft durch den Klimawandel zerstört wird, haben eigentlich gar keine andere Wahl als für ein nachhaltiges, ökosoziales System zu kämpfen.
CONSTANTIN: Uns ist es wichtig, Wissen über das Thema zu verbreiten und ein Bewusstsein dafür zu schaffen.
Zur Person:
Name: Constantin Eberle |
Name: Leah Birnbaumer |
Fridays for Future auf Social Media:
Written by Yvonne Waldner
22 aus Egg-Großdorf in Vorarlberg; liebt Katzen, Theater spielen und Zimtschnecken; ist ein Blumenmädchen und reisebegeistert, bleibt aber irgendwo im Herzen Wälderin; studiert Translationswissenschaft in Innsbruck und würde irgendwann gerne 7 Sprachen sprechen.