Mehr Liebe, weniger Wappler: Ein Appell an den politischen Diskurs.

Politik
Alina Hauke / 20.06.2018
Diskussion

Es lässt sich diskutieren, inwieweit die politischen Entscheidungen, die Österreich bei der Wahl im Oktober getroffen hat, zukunftsweisend waren. Ein Gemütlich-Machen in alten, verkrusteten Strukturen, oder doch der große, lautstark prophezeite Aufbruch? Wohin dieser genau führen soll, weiß man zwar bis jetzt noch nicht, aber eines ist gewiss: Es war Zeit. Nun, einige Monate später, spitzen sich die Vorfälle zu. Den Überblick behalten: eine Sisyphus-Aufgabe. Kaum vergeht ein Tag ohne Nachrichten, die zum Kopfschütteln veranlassen. Migrationshunde, die unerwünscht sind, ein verzweifelter Politik-Oldie, der den Rückweg ins Parlament sucht und Kanzler-Geschwafel der Sonderklasse. Sozialleistungen werden gekürzt, ein irrationaler Innenminister spielt „big brother“ und Umweltthemen sind sowieso vom Tisch. Anders gesagt: Österreichs Politik befindet sich in einer scheinbar aussichtslosen Lage.

Diese Umstände können auch durch Ausrufe wie „Spinnen‘s alle komplett? Sind’s irgendwo ang’rannt? Wos is des für a Wapplerverein?“* verbalisiert werden. Doch die große Frage lautet wohl eher: Was nun? (Oder: Wie versumpft man nicht in Frustration?)

Fakt ist: diese noch so deprimierende Lage lässt sich (leider) nicht von heute auf morgen ändern - folglich ist sie zu akzeptieren. So schwer das auch fällt. Akzeptanz bedeutet hierbei jedoch nicht, sich gemütlich zurückzulehnen und zu observieren, im Gegenteil. Nun ist es umso wichtiger, die eigene politische Meinung und Einstellung zu festigen, überzeugende Argumente zu finden sowie den Dialog mit Anders-Denkenden zu suchen. Letzterer ist essentiell, um Änderungen zu bewirken. Wir müssen also miteinander sprechen: über den Sozialstaat, über Zuwanderung, den Umgang mit persönlichen Daten sowie über die langfristigen Folgen Klimawandel ignorierender Maßnahmen. Besonders wichtig ist allerdings, wie dieser Dialog geführt wird. Ist er, wie so oft, wenn Meinungen stark auseinanderklaffen, aggressiv, anklagend, emotionalisiert, wird es schwer, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Das Gegenüber fühlt sich erniedrigt, unverstanden und ungewollt – folglich wird es ähnlich reagieren, um sich selbst überlegen, stark und wichtig zu empfinden. Ein Teufelskreislauf also. Inkludieren wir aber Akzeptanz und (versuchtes) Verständnis in den Dialog, werden emotionalisierte, aggressive Aussagen überflüssig. Erst dann können rationale, gut durchdachte Argumente greifen. Denn: Ein Mensch ändert sich und seine Einstellungen nicht, wenn man ihm sagt, dass er es tun soll. Er muss es selbst wollen.

Gewalt gegen Gewalt hat also keine Zukunft. Hasserfüllte, emotionale Dialoge sind Zeitverschwendung. Schafft man jedoch eine Basis auf Augenhöhe, kann vielleicht etwas bewegt werden. Das bedeutet allerdings bei weitem nicht, dass die eigene Einstellung über Bord geworfen werden soll. Es geht hierbei auch nicht um Gespräche und Diskussionen auf (hoher) politischer Ebene, sondern vielmehr um Dialoge im Freundes- und Bekanntenkreis. Unser gewähltes politisches Personal können wir nicht ändern – unser Umfeld können wir aber sehr wohl durch sachliche und auf Akzeptanz basierende Diskussion anregen, seine Meinung zu überdenken. Und auch wir selbst sollten unsere Meinungen und Einstellungen immer wieder hinterfragen, denn einfache Lösungen für komplexe Problemlagen fallen bekanntlich nicht vom Himmel.

Daher: mehr Liebe für alle WapplerInnen in diesem Land, damit es bald weniger von ihnen gibt.

 

*Wienerischer Input.

 

Dieser Kommentar gibt die Meinung der Autorin wider.

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