Minimalismus: wenig ist das neue mehr
Minimalismus, ein Begriff der momentan in aller Munde ist. Vor allem auf den Sozialen Medien hat er sich wie ein Lauffeuer verbreitet. War man dort früher beliebt, wenn man sein großes Hab und Gut zur Schau stellt, sogenanntes flexing, so gilt heute bei vielen InfluencerInnen: weniger (Besitz) ist mehr (Freude).
Auf Instagram findet man unter dem #Minimalismus allein über 158.000 Beiträge, unter der englischen Version #minimalism sogar ganze 16.000.000. Etliche YouTube-Videos, Bücher und Blogbeiträge erklären uns, weshalb genau diese Lebensansicht der Weg zum Glück ist und wie man sie am besten verfolgt.
Doch warum entscheiden sich immer mehr Menschen – nicht aus finanziellen oder religiösen Gründen - minimalistisch zu leben und was heißt eigentlich Minimalismus?
Viele denken bei diesem Begriff sofort an karg eingerichtete Wohnzimmer, leere Wände, ja manch einer mag durch den neuen Trend gar an das Leben in einem strengen Kloster erinnert werden, galt dort doch auch die Fokussierung auf geistliche Werte als Priorität.
Minimalismus selbst bedeutet, seinen Besitz möglichst auf das Minimum zu reduzieren. Dazu gehören sowohl Möbel als auch Kleidung, Kosmetika und sämtliche andere Gegenstände des alltäglichen Lebens. Als Gegenpol zur von Konsumrausch und Verschwendung geprägten Gesellschaft argumentieren Minimalist*innen damit, Freude und Glück in Immateriellem, wie Beziehungen oder Erlebnissen zu finden. Manche Anhänger*innen der Bewegung behaupten außerdem, dass eine Abkehr vom Konsum ihnen helfen würde, sich besser auf das Wesentliche, also eben auf die immateriellen Aspekte des Lebens zu konzentrieren. Zu viel Besitz löse in ihnen Stress aus. Auch der sentimentale Wert von Gegenständen (beispielsweise das Souvenir vom letzten Städtetrip) wird von manchen Minimalist*innen eher abgestritten. Allerdings gibt es auch keine genaue Definition, wer minimalistisch lebt und wer nicht. So behaupten zwar viele Strömungen des Minimalismus, man dürfe nur eine genau festgelegte Anzahl von Gegenständen besitzen, laut der Youtuberin EstherLovesLife müsse man hier allerdings auf die verschiedenen Bedürfnisse von Minimalist*innen in verschiedensten Lebenslagen Rücksicht nehmen. So erklärt sie, dass beispielsweise ein/e Student*in andere Bedürfnisse habe, als jemand, der/die berufliche/r Fotograph*in ist.
Masaru Yagi, Familienvater und von vielen als „extremer Minimalist“ gesehen, erklärte Galileo bei einer Dokumentation über seinen Lebensstil:
„Ich dachte ich kann unser Geld besser verwenden um ihnen (meinen Kindern) Erlebnisse zu ermöglichen, statt ihnen Dinge und Krims Krams zu kaufen“.
Sein „extrem minimalistischer Lebensstil“ äußert sich unter anderem darin, dass er beispielsweise genau zwei Hosen besitzt und nachts mit seinen drei kleinen Kindern und seiner Frau auf einigen Decken am Boden schläft.
Calina Leonhardt, Mutter von zwei Kindern, die mit ihrer Familie vegan, minimalistisch, abfallfrei und schulfrei lebt schreibt auf ihrem Instagram Account @neohippie.dk:
„(…) What if we – with this simple lifestyle – are not able to give the children all of the material things (…) ? And I´m ok with that and also okay with the children learning from us that it´s all a matter of prioritizing to get what you want. Is being free, happy and healthy not more important than being financially wealthy and having a lot of material things- if we have to choose?”
Die meisten beginnen ihren Weg zum Minimalismus, indem sie viele ihrer Besitztümer entsorgen, verkaufen oder spenden. Danach gibt es etliche verschiedene Methoden, um festzulegen, welche Dinge bleiben dürfen.
Beispielsweise die KonMari Methode, bei der es darum geht, sich auch von sentimental wertvollen Gegenständen trennen zu können. Die Begründerin dieser Methode, Marie Kondo, wurde vor allem durch ihr Buch und die ihr gewidmete Netflix Serie „Aufräumen mit Marie Kondo" berühmt. Neben einigen hilfreichen Tipps zum generellen Aufräumen, zum Beispiel nach Kategorien, statt nach Orten zu sortieren, empfiehlt sie auch, Gegenstände zu berühren und zu entscheiden, ob sie Freude verbreiten oder nicht, um über deren Schicksal zu entscheiden.
Eine andere Methode, um den materiellen Besitz zu reduzieren nennt sich Projekt 333. Dabei geht es darum, für drei Monate mit insgesamt 33 Kleidungsstücken auszukommen, erklärte Courtney Carver stylight.at. So sagt die Gründerin der Strömung, dass die meisten Menschen nur einen kleinen Prozentsatz ihrer Kleidungsstücke tatsächlich tragen. Drei Monate mit den 33 Lieblingsteilen zu leben solle auch ihr selbst geholfen haben, ihren Konsum zu verringern und an weniger Besitz mehr Freude zu haben. Unterwäsche, Sportbekleidung und Eheringe fallen nicht in diese Zähnung.
Was man nun von dieser Lebensweise hält, oder ob man sich gar selbst als MinimalistIn versuchen will, bleibt jedem selbst überlassen. Sollte jetzt das Interesse des ein oder anderen geweckt sein, sind unten noch einige hilfreiche Artikel und Videos zu dem Thema verlinkt.
https://utopia.de/ratgeber/minimalismus-methoden/
https://www.stylight.at/Magazine/Fashion/Project-333-Klamotten-Diaet/