Von Cremes und Alternativen #1

Umwelt
Alina Hauke / 17.05.2016
Mädchen mit Gesichtsmaske

Der Wecker läutet, man steht auf, wankt ins Bad und greift zur Zahnbürste. Danach: Gesicht waschen. Weil die Haut aufgrund von Hormonschwankungen vor allem in der sogenannten T-Zone (Kinn, Nase, Stirn) unrein ist, muss am besten ein aggressives Reinigungsgel her, das uns erzählt, unsere „Probleme“ lösen zu können. Außerdem die mattierende Tagescreme, idealerweise mit Tönungseffekt. Um etwaigem Körperodeur vorzubeugen, noch schnell ein paar Spritzer Deo.

Doch: Inwiefern schaden uns diese Produkte? Warum sollten wir auf sie verzichten?

In den meisten Pflegeprodukten befinden sich Giftstoffe, die oft komplizierte Namen tragen und auf unterschiedliche Weise wirken. Doch eines haben sie gemeinsam: sie schaden unserem Körper. Manche sind harmloser, anderen sagt man nach, krebserregend zu sein.

Hierbei geht es nicht nur um Cremes und dergleichen. Betroffen sind auch Zahnpasta, Mundspülung, Duschgel, Shampoo, Seife, Make-Up, Nagellack, Rasierschaum, etc.

Zu all den höchst bedenklichen Inhaltsstoffen kommen die ökologischen Auswirkungen der unzähligen Plastiktuben, -dosen und –verpackungen noch hinzu. Auch die Produktion der meisten Produkte trägt zur Umweltverschmutzung bei und ist außerdem von Tierversuchen geprägt.

Es gibt also viele Gründe, herkömmliche Kosmetika links liegen zu lassen. Damit Du Dir ein genaues Bild machen kannst und weißt, welche Alternativen sich für Dich auftun, bin ich der Sache auf den Grund gegangen. Mit dieser Serie möchte ich Dir zeigen, wieso mir Naturkosmetik ein wichtiges Anliegen ist.

# 1 : Inhaltsstoffe

Die giftigsten Inhaltsstoffe erkennst Du entweder an ihren hyperkomplizierten oder an ihren vermeintlich harmlos klingenden Namen. Die lange Haltbarkeit der meisten Kosmetika ist ein Hauptgrund, warum die Inhaltsstoffe so giftig und oftmals auch krebserregend sind.

Weil es mir wichtig ist, dass Du Dir im Klaren darüber bist, wie schädlich viele dieser Stoffe eigentlich sind (ich war geschockt!!), würde ich Dir sehr ans Herz legen, das Folgende durchzulesen:

Alkohol:

Was? giftiges Lösungsmittel, kann die Struktur anderer Chemikalien modifizieren

Wo? in unzähligen Produkten

Gesundheitsauswirkungen? kann Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Hitzewallungen und Depressionen hervorrufen; trocknet die Haare aus und verursacht Risse in der Hautoberfläche, die das Bakterienwachstum fördern können

Allergene Duftstoffe:

-> oft als „Parfum“ oder „Fragrance“ deklariert

Was? normalerweise auf Petroleumbasis hergestellt

Wo? in Parfums und vielen anderen Kosmetikprodukten

Gesundheitsauswirkungen? Kopfschmerzen, Schwindel, Hitzewallungen, Atemprobleme, Erbrechen, Hautreizungen und vielseitige Überempfindlichkeitsreaktionen

Aluminium:

Was? Antitranspirant, schweißhemmende und antibakterielle Wirkung

Wo? Vorwiegend in Deodorants

Gesundheitsauswirkungen? verstopft die Poren und hemmt den Austritt von Giftstoffen; steht in Verbindung mit Brustkrebs und Alzheimer; gilt als nervenschädigend, hautirritierend, austrocknend

Bleichmittel und Farbstoffe:

-> Endungen –anilin, -anilid oder –amine

Wo? Zahnpasta und Gesichtscremes (Bleichmittel), Haartönungen, aber auch sonst in fast jedem Produkt, das nicht durchsichtig aussieht, wie etwa Duschgels oder Parfums (Farbstoffe)

Gesundheitsauswirkungen? zumindest einige davon gelten als potenziell krebserregend

Formaldehyd:

-> oft auch als Formalin bezeichnet

Was? Desinfektions-, Fixierungs- oder Konservierungsmittel; farbloses, giftiges Gas

Wo? Shampoos, Lippenstifte, Nagellack, Nagelhärter, Haarwuchsmittel, Mascara etc.

Gesundheitsauswirkungen? Reizstoff und Krebserreger; Allergien, Asthma, Brustschmerzen, chronische Müdigkeit, Depressionen, Schwindel, Kopfschmerzen und Gelenkschmerzen; als karzinogen (=krebserzeugend) eingestuft

Mineralöl:

Was? Ein Petroleum-Nebenprodukt, das industriell als Schneidflüssigkeit und Schmieröl genutzt wird (!)

Wo? In vielen Produkten verwendet

Gesundheitsauswirkungen? bildet einen öligen Film auf der Haut, der wie Kunststoff die Haut überzieht und die Poren verstopft; Feuchtigkeit, Toxine und Abfallstoffe werden eingeschlossen, die normale Hautatmung unterbunden; Akne und andere Hautprobleme; Verlangsamt  die Hautfunktion und Zellentwicklung, vorzeitige Hautalterung; kann mit krebserregenden PAH (Polycyclic Aromatic Hydrocarbons) kontaminiert sein

Nitrosamine:

Was? Krebserregende Substanzen; gelangen durch verunreinigte Rohstoffe in Kosmetika oder entstehen während der Lagerung, wenn bestimmte Inhaltsstoffe miteinander reagieren

Wo? In Haarshampoos, Kondomen, Haarfärbemitteln

Gesundheitsauswirkungen? wirken stark krebserregend; können über die Haut aufgenommen werden und Krebs erzeugen

Oxybenzone:

-> verbergen sich auch hinter dem Namen Benzophenone-3

Was? Lichtschutzfilter, wirken als UV-Schutz

Wo? in Haarshampoos, Sonnencremes, Tagescremes, Lippenpflegeprodukten und Lippenstiften

Gesundheitsauswirkungen? als starke Allergieauslöser bekannt; Zellen können geschädigt werden; können Hormonstörungen hervorrufen; die Haut wird lichtempfindlicher

Padimat-0:

Was? Zusatzstoff in Sonnencremes

Wo? In Sonnencremes

Gesundheitsauswirkungen? Es gibt Vermutungen, dass die Energie, die dieser Sonnenschutz absorbiert, in freie Radikale umgewandelt wird, die ihrerseits das Hautkrebsrisiko erhöhen (ziemlich ironisch, wo Sonnencremes doch eigentlich davor schützen sollten…)

Parabene:

-> (Methyl-, Propyl-, Butyl-, und Ethyl-)

Was? Konservierungsmittel

Wo? Im Großteil aller herkömmlichen Kosmetika

Gesundheitsauswirkungen? allergische Reaktionen und Hautausschläge; blockieren die Aktivität von Enzymen; besonders gefährlich für Schwangere, Föten, Kleinkinder und Jugendliche in der Pubertät; mögliche Folgen: Unfruchtbarkeit, Diabetes, verfrühte Pubertät und hormonbedingte Krebsarten wie Brust-, Hoden, und Prostatakrebs

Petrolatum:

Was? ein Fett auf Petroleumbasis

Wo? Cremes, Salben; industriell als Schmiermittel genutzt (!)

Gesundheitsauswirkungen? Versiegelt die Haut, hindert Körper daran, seine natürlichen Schutzmechanismen zu aktivieren; kann Lichtempfindlichkeit erzeugen und der Haut die köpereigene Öle entziehen; Schuppung und Trockenheit, vorzeitige Alterung, Akne und viele anderen Hautstörungen

Phthalate:

-> oft als Bestandteil von denaturiertem Alkohol („Alcohol denat.“) enthalten

Was? Weichmacher

Wo? in Shampoos, Seifen, Nagellack, aber auch in Bodenbelägen und Kabeldichtungen enthalten (!)

Gesundheitsauswirkungen? stehen im Verdacht, Leber- und Nierenschäden hervorzurufen; Hersteller müssen sie nicht in jedem Fall auf der Produktverpackung angeben; stehen unter Verdacht, hormonell wirksam zu sein

Polyethylenglycol/ PEG-Derivate:

Was? Lösungsmittel; dienen zur Reinigung der Haut

Wo? in Haarshampoos; in der Industrie in Bremsflüssigkeiten, Farben und Lacken (!)

Gesundheitsauswirkungen? Potentiell krebserregende Petroleum-Inhaltsstoffe; weichen die Zellwände auf und fördern so das Einschleusen von Schadstoffen in die Haut; stören den natürlichen Feuchtigkeitsfaktor der Haut - sie altert vorzeitig!

Propylene Glycol:

Was? Lösemittel, Feuchthaltemittel; kosmetische Form des Mineralöls; lässt Cremes schnell einziehen und hinterlässt ein „geschmeidiges“ Gefühl; sorgt für Schaum

Wo? Hautcremes, Körperlotionen, Shampoos, Duschgels, Schaumbäder, Zahnpasta, Deodorants (meist hohe Konzentration!); medizinische Salben, Tropfen, Säfte und Tabletten; auch in automatischer Brems- und Hydraulikflüssigkeit sowie in industriellen Frostschutzmitteln (!)

Gesundheitsauswirkungen? dringt in der Haut ein und kann die Protein- und Zellstruktur schwächen; kann zu Gehirn-, Leber- und Nierenschäden führen

Sodium Laureth Sulfate:

Was? erzeugt Schaum

Wo? In Körperreinigungsmitteln, Haarpflege und Cremes

Gesundheitsauswirkungen? stört den Hormonhaushalt; erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen (z.B. Brustkrebs) und geringere Spermienproduktion; dringt in die Haut ein, kann dabei Schadstoffe einschleusen; kann betäubend wirken; starke allergische Reaktionen

Sodium Lauryl Sulfate:

Was? scharfes Reinigungsmittel, industrieller Fettlöser, erzeugt Schaum

Wo? in 90% der schäumenden Produkte

Gesundheitsauswirkungen? reizt die Schleimhäute und lässt sie aufquellen; entfettende, irritierende Wirkung; Haut wird rau, schuppig und rissig; wird schnell von Augen, Gehirn, Herz und Leber absorbiert und dort angelagert, was zu Langzeitschäden führen kann; kann Heilungsprozesse verzögern, bei Erwachsenen grauen Star auslösen und bei Kindern die Entwicklung der Augen stören, weil Proteine gelöst werden; starke allergische Reaktionen; Hautausschlag, Haarausfall, Hautschuppung und Geschwüre im Mund; kann in Kombination mit anderen Inhaltsstoffen auch krebserregend wirken

Ich wollte mir mal einen „Shampoo Bar“ von Lush zulegen, um meinen Plastikmüll zu reduzieren, und bin draufgekommen, dass sich leider in jedem dieser „bars“ Sodium Lauryl Sulfate befindet! Obwohl es auf der Website einen Text  zu der Substanz gibt, steht dort nichts von den möglichen Gesundheitsauswirkungen. Als Unternehmen, das sich als so umwelt- und „menschenbewusst“ darstellt, finde ich das etwas bedenklich. Enttäuscht bin ich also von dieser Idee abgekommen.

Talkum:

Was? Mineral (beim Abbau von Talkgestein gewonnen), weiches, grau-grünes Pulver

Wo? Gesichtspuder, Babypuder, Make-Up, Deodorants, Kondome, Seife; außerdem Hauptbestandteil von Pestiziden (!)

Gesundheitsauswirkungen? beim Einatmen schädlich für das Atmungssystem, gilt als krebserregend; Routine-Anwendung im Geschlechtsbereich erhöht die Wahrscheinlichkeit für Eierstockkrebs um das 3-4-fache; langfristig kann Talkum wie Asbest (krebserregend!) wirken, da ihre Moleküle ähnlich sind

Diese Liste ist nur beispielhaft und deckt noch lange nicht die Menge der derzeit in der Industrie verwendeten Substanzen. Da es so viele verschiedene Giftstoffe gibt, empfehle ich Dir die Apps „Codecheck“ (auch für Lebens- und Haushaltsmittel) und „Toxfox“ (ausschließlich für Kosmetika), die es sowohl für Android als auch für iOS unentgeltlich zum Download gibt. Mit beiden kannst Du den Barcode eines Produktes scannen und Dir wird sofort angezeigt, ob Du Bedenken beim Kauf haben solltest oder nicht. Das erleichtert Dir die Suche wirklich, denn selbst zertifizierte Naturkosmetika können bedenkliche Inhaltsstoffe wie etwa Palmöl oder den umstrittenen Duftstoff Courmarin enthalten.

Auf meiner letzten Quest, um einen giftstofffreien Nagellack zu finden, habe ich beispielsweise herausgefunden, dass in allen von mir untersuchten - teilweise sündteuren - Naturkosmetik-Lacken etliche umstrittene Farbstoffe sind. Wie gut, dass ich Nagellack sowieso nicht mag…;-).

Mein Appell an Dich: bitte, bitte erkundige Dich über die Inhaltsstoffe der Produkte, die Du verwendest oder gedenkst, zu verwenden – Dein Körper wird es Dir danken.

PS: Im nächsten Teil meiner Serie werde ich mich mit Umweltauswirkungen auseinandersetzen. Hierbei werden Palmöl und Plastikverpackungen selbstverständlich eine bedeutende Rolle spielen - aber mehr dazu bald. :-)

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 23.04.2024 bearbeitet.

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