9 Tage in Griechenland: Erasmus+ und Social Entrepreneurship

Engagement
Bernadette Danklmayer / 12.10.2021
Hopeland Greece

Social Entrepreneurship wurde Ende August unter einem 400 Jahre alten Eichenbaum in Griechenland großgeschrieben: 35 TeilnehmerInnen aus sieben EU-Ländern (Spanien, Portugal, Rumänien, Österreich, Ungarn, Lettland und Griechenland) verbrachten neun Tage im Hopeland nahe bei Argos in Griechenland, um sich gesellschaftsrelevanten Problemen unternehmerisch zu stellen. Auch ich durfte Teil der österreichischen Delegation des Youth Exchange Programms „Vision in Action“ sein. Und so packte ich meinen Koffer und machte mich auf ins Abenteuer Erasmus+...

Soziales Unternehmertum

Unter Social Entrepreneurship oder auch sozialem Unternehmertum versteht man eine unternehmerische Tätigkeit, die sich für die Lösung sozialer Probleme und einen positiven Wandel in der Gesellschaft einsetzen will. Bekannte Beispiele aus Österreich sind Startups wie myability, Erdbeerwoche oder magdas

Jeder Tag im Hopeland war mit lehrreichen Vorträgen erfüllt, die von Damian Vavanos (Social Hackers Academy) und Vaida Saulyte (Vision in Action) gehalten wurden. In den Vorträgen wurden Themenblöcke wie Unternehmensmodelle, Arten der Finanzierung, Herausforderungen im Aufbau, Eigenschaften einer Unternehmerin und viele weitere Aspekte angesprochen und durch Übungen gefestigt. Schritt für Schritt entwickelten wir eigene Ideen zu sozialen Unternehmen und pitchten Ideen.

Foto: Berni Danklmayer

Dabei entstanden vielversprechende Start-up Ideen zu Ernährung, zur Vermeidung von Essensverschwendung und zum nachhaltigem Reisen, sowie der Bildung junger Mädchen.

Besonders beeindruckend war jedoch die Location des Projekts: der Strom war limitiert, es gab vegetarische Mahlzeiten, die von den Teilnehmer:innen selbst zubereitet wurden und die Übernachtung in Zelten unter den Sternen. So nah an der Natur und mit sich selbst ist man nur im nachhaltigen Areal Hopeland.

Foto: Berni Danklmayer

Der Spaß kommt nicht zu kurz

Natürlich wird bei Erasmus+ Projekten gleich nach dem Lernen und der Zusammenarbeit der Spaß großgeschrieben: so veranstalteten wir eine „Intercultural Night“, bei der die Teilnehmer:innen aus den unterschiedlichen Ländern die jeweils für ihr Herkunftsland typischen Speisen, Bräuche oder Tänze vorstellen durften.

Foto: Berni Danklmayer

Auch machten wir einen Trip in die zauberhafte Küstenstadt Nafplio, kletterten die 999 Stufen auf die Burg hinauf, schlenderten durch die engen Gassen und genossen das salzige Meerwasser.

Dabei wurde nicht auf die unternehmerische Komponente vergessen und so bekamen wir den Auftrag, mit einem Unternehmen in Nafplio über die lokalen sozialen Probleme zu sprechen. Im Zweierteam machten wir uns auf den Weg zu einem Eis- und Waffelcafé und erfuhren vom Inhaber, dass Corona die Zahl seiner Gäste minimiert hatte, sowie von der Schwierigkeit, ohne Stammkunden zu wirtschaften.

Nach getaner Arbeit genossen wir ein Eis sowie die heiße Sonne auf unserer Haut und schätzten uns glücklich, Teil des Erasmus-Projekts zu sein.

Foto: Berni Danklmayer

Erasmus+ – wie geht das eigentlich?

Mit dem Wort Erasmus verbinden die meisten Leute Studierende, die ein ganzes Semester, oder sogar länger im Ausland verbringen. Wenige wissen allerdings, dass es zahlreiche Erasmus+ Projekte in europäischen Ländern für meist 18- bis 35-jährige (vereinzelt auch jünger, ab 13 oder 16 Jahren, Schüler:innen, Studierende und auch Lehrlinge) in der Länge von sieben bis 21 Tage zu den Themen Umweltschutz, Ernährung, Unternehmertum, mentale Gesundheit und Menschenrechte gibt.

„Wie geht das denn? Du bist schon wieder auf Urlaub!“, war oft die Reaktion auf meine Instagram Story von Freunden und Familie. Nein – Urlaub ist es keiner, es ist viel besser: bei den Erasmus+ Projekten lernt man Menschen verschiedenster EU-Länder kennen, bekommt Einblicke in deren Kultur, erweitert seinen Horizont, lernt dazu und entdeckt dabei die Welt.

Und das Ganze bei minimalen Kosten. Da die Projekte von der EU gefördert werden, können meist die An- und Abreise refundiert werden und vor Ort wird die Unterkunft und die Verpflegung bereitgestellt.

Foto: Berni Danklmayer

Warum macht das nicht jede:r?

Erasmus+ bietet die Möglichkeit, sich selbst fortzubilden, dabei zu reisen und etwas zu erleben, einen Abschluss mit Zertifikat für den Lebenslauf – wer würde dazu „Nein“ sagen?

Hierbei ist eines der Hindernisse, dass viele Jugendliche einfach nicht wissen, wo sie Informationen zu den Projekten bekommen. Aktuell suchen manche Organisationen, wie zum Beispiel das Innovative Education Center, händeringend nach Teilnehmenden an Erasmus+ Projekten.

Auch Angelika Derfler von der Organisation Südwind spricht von einem coronabedingten Rückgang.

Die Tirolerin Stephanie Maier hat sich nach ihrem Bachelor für ein soziales Gap Year entschieden und teilt die Erfahrung, dass die meisten ihrer Freunde noch nie etwas von Erasmus+ Projekten gehört haben.

„Jeder junge Mensch soll in seinem Leben einen Youth Exchange erleben. Einfach weil es so bereichernd ist, auf persönlicher sowie professioneller Ebene.“

Wie finde ich Projekte?

Zugegebenermaßen ist das Finden von passenden Projekten manchmal tricky.

Informationen findet ihr bei den Jugendinfos in deinem Bundesland und bei erasmusplus.at. Manchmal werden Projekte auch spontan auf Facebookgruppen wie Youth Opportunities for Austrians geteilt.  Auch die Organisation Move to be you gibt österreichischen Jugendlichen die Möglichkeit, sich auf sportliche Art und Weise weiterzubilden. 

 

Egal ob Gap Year, Volunteering oder Erasmus+ Projekte für eine Woche – informier dich, sprich mit deiner Jugendinfo oder frag in Facebookgruppen nach. Trau dich aus der Komfortzone raus und lern dazu, es wird die Zeit deines Lebens!

Foto: Berni Danklmayer

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 23.04.2024 bearbeitet.

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