Alma Zadić - Von missverstandenen Grüßen und den letzten Buchstaben eines Nachnamens

Politik
Melina Sederl / 10.01.2020
Zebrastreifen mit Schriftzug "Look Right"

Alma Zadić floh mit zehn Jahren von Bosnien nach Österreich. Sie studierte Jus in Wien, New York und Italien. Sie schloss ihr Studium ab, absolvierte ein Gerichtsjahr und arbeitete bei einer internationalen Anwaltskanzlei.

Die Qualifikationen der Justizministerin sind nicht abzustreiten. Ihr Erfolg ist zweifelsohne mit unglaublich harter Arbeit verbunden gewesen und sie zeigt, dass dir als Frau mit Migrationshintergrund alle Türen offenstehen und ist somit ein Vorbild für viele Mädchen. 

Was man jedoch auch an ihrem Beispiel feststellen kann, ist, dass dich einige Fraktionen in diesem Land nie als geeignet genug halten werden, solange dein Name mit -ić endet.

Alma Zadić wird im Internet massiv angefeindet und von vielen FPÖ-Funktionären als ungeeignet für den Job als Justizministerin betitelt. Warum? Zadić hatte ein Foto eines Burschenschafters, der aus einem Fenster „gewunken“ hatte mit den Worten „Keine Toleranz für Neonazis, Faschisten und Rassisten“ gepostet. Der Mann fühlte sich in seiner Burschenschafter-Ehre verletzt und konnte nicht nachvollziehen, dass viele in seiner Tat einen Hitlergruß sahen. Er klagte Zadić, der Richter gab ihm in erster Instanz recht, worauf Zadić Berufung einlegte. 

In Folge der Auswahl Zadićs als Mitglied der nächsten Bundesregierung, wird sie nun mit Hass durch einige rechts und rechtsextrem positionierte Menschen attackiert. Ihre Qualifikationen werden in Frage gestellt, sie wird von Identitären und FPÖ-PolitikerInnen mit dem radikalen Islam in Verbindung gebracht. Diese Aussagen sagen sicherlich mehr über diejenigen Leute aus, die Zadić angreifen, als über die Justizministerin selbst, trotzdem sind sie beispielhaft für die Politik dieser Parteien.

Es geht der FPÖ und anderen rechten Parteien in Europa nicht um gelungene Integration, es geht ihnen nicht um den Schutz Österreichs vor vermeintlich gefährlicher Zuwanderung. Um was es diesen Parteien geht, ist das bewusste Schüren von Hass, Angst und Neid. Alma Zadić ist das Paradebeispiel dafür, dass Integration funktionieren kann und somit symbolisiert sie genau das, was die PolitikerInnen der FPÖ immer abgestritten haben. Die FPÖ profitiert davon, wenn ein Mann mit exotisch klingendem Namen einen Supermarkt ausraubt, aber nicht von einer Ministerin mit Integrationshintergrund. Diese Partei will keine erfolgreichen, ausgezeichnet qualifizierten Frauen mit Migrationshintergrund in Spitzenpositionen sehen, denn mit diesem Bild lässt sich keine Angstmacherei vor Fremden betreiben. Daher wird verzweifelt nach Anschuldigungen gesucht, die den ausländisch klingenden Namen irgendwie rechtfertigen können. 

Welche Signale werden damit an MigrantInnen gesendet? 

Alma Zadić zeigt, wie Integration funktionieren kann und gleichzeitig zeigt die Reaktion auf ihre Angelobung, wie viele rechte PolitikerInnen Probleme damit haben. Ich wünsche mir ein Land frei von Angstmacherei, frei von falsch verstandenen Hitlergrüßen und frei davon, dass Menschen aufgrund zwei Buchstaben am Ende ihres Nachnamens angefeindet werden. Bis dahin, kann ich nur wütend die Stimme dagegen erheben und mich solidarisch mit allen Betroffenen zeigen.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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