Dem Land ganz nah

Youth Reporter in Israel
Sharon Muska / 08.01.2018
Störer: 
Jerusalem

10:25 Uhr, zwölftes Gate, das Flugzeug füllt sich mit Menschen. Vor mir liegt der Start in die bis dato aufregendste Reise meines Lebens, so ganz realisiert habe ich das aber noch nicht. Jetzt, gut zwei Monate später, dafür umso mehr. 

Israel – ein vielfältiges, buntes, lebendiges Land. Ein Land voller spannender Bauwerke, interessanter Menschen und inspirierender Orte. Und obwohl die Reise nach fünf Tagen wieder zu Ende war, fühlt sich die im Land verbrachte Zeit immer noch unglaublich intensiv an – kein Wunder, war das Programm während des Aufenthalts doch dicht gefüllt. Tel Aviv, Jerusalem, der Kibbuz Kfar Menahem, die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Jeder dieser Orte schaffte sich seine eigenen unvergesslichen Erinnerungen in meinem Kopf, für jeden dieser Orte allein hätte sich die Reise bereits gelohnt.

Faszinierend wirkte auf mich der Kontrast zwischen den beiden Großstädten Tel Aviv und Jerusalem. Während sich Tel Aviv als junge, moderne Metropole gibt, in der PartyurlauberInnen stets etwas zu feiern haben, geht von Jerusalem eine gewisse spirituelle Energie – man könnte es auch einfach „Zauber“ nennen – aus. Besonders spürbar wird das an religiös geprägten Orten wie etwa der Grabeskirche. Kaum jemand schafft es mit trockenen Augen aus dem heiligen Bauwerk heraus, zu stark ist der Zauber, der dieser Kirche innewohnt. Egal, ob man gläubig ist oder nicht. Ich selbst bin es nicht - und war dennoch absolut überwältigt von der dort vorherrschenden Stimmung.

Toppen lässt sich das nur durch einen Besuch an der Klagemauer. Ich habe auch in meinem Reisetagebuch schon darüber geschrieben, aber es ist mir ein ehrliches Bedürfnis, erneut auf dieses Erlebnis einzugehen. Dieser Besuch lässt sich schlicht und ergreifend mit keinem Moment meines bisherigen Lebens vergleichen – zu stark war die Energie, welche von der Mauer und den Menschen davor ausging. Die Tränen haben sich nicht angekündigt, sie sind einfach geflossen. Der einzige Halt waren für einige Minuten die Steine der robusten Wand. Und wenn ich zurückdenke, so hat sich auch mein abgegebener Wunsch ein Stück weit erfüllt – genaueres dazu bleibt aber natürlich ein Geheimnis.

Insgesamt waren die Tage sehr emotional, auch der Besuch in Yad Vashem, der weltweit bedeutendsten Holocaust-Gedenkstätte, war für mich ungemein ergreifend. Zwar ist der Holocaust ein Thema, das einem, insbesondere als junger Österreicher, ohnehin nicht fremd sein sollte, dennoch ist der Gang durch das Areal wahnsinnig lehrreich. Mich selbst machte er wütend und traurig zugleich, an einzelnen Orten musste ich mir viel Zeit nehmen, um das Gelesene oder Gehörte zu verdauen.

Glücklicher ging es etwa im Kibbuz Kfar Menahem zu, ein kleines Paradies inmitten idyllischer Landschaft. Oder am Strand von Tel Aviv, als bei fast 30 Grad perfektes Badewetter herrschte. Auch in Jerusalem ging es glücklich zu, und die VertreterInnen unterschiedlicher Religionen respektierten und unterhielten sich. Häufig wurde ich im Freundeskreis nach der vorherrschenden Sicherheitslage gefragt, und für die Gegenwart kann ich darüber natürlich keine Auskunft geben. Aber Ende Oktober, während der Reise, habe ich ein friedliches, zufriedenes Land erlebt.

Und jetzt, viele Wochen danach, bin ich immer noch beeindruckt von dem damals erlebten. Manchmal träume ich von der Klagemauer, höre die Menschenmassen um mich herum, fühle mich, als wäre ich der Mauer ganz nah. Dann fühlt es sich auch an, als wäre ich Israel wieder ganz nah. Diesem Land, das mir die aufregendste Reise meines Lebens beschert hat. Eines ist gewiss – ich komme zurück.

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