Ein Literaturfestival, das irgendwie anders sein will – die 9. Europäischen Literaturtage

Kultur & Events
Lena Haiden / 20.02.2018
ELIT

Ein Interview mit Walter Grond

Vom 16. November bis zum 19. November fanden in Krems und Spitz an der Donau die 9. europäischen Literaturtage statt. Vor der Kulisse der Wachau finden hier Lesungen, sowie eine Ausstellung, Konzerte und (Podiums)Diskussionen zwischen internationalen Autoren und Autorinnen statt. Nach diesen ereignisreichen Tagen hatte der künstlerische Leiter Walter Grond ein paar Minuten Zeit für mich

Youth Reporterin: Erstmal, was sind die europäischen Literaturtage?

Walter Grond: Die europäischen Literaturtage haben heuer 2017 zum neunten Mal stattgefunden und ihr Anspruch ist, dass vier Tage lang jährlich es ein Treffen von internationalen und europäischen Autoren und Literaturexperten hier in der Wachau gibt. Ein Literaturfestival, das irgendwie anders sein will, ein Ort der Begegnung wo Schriftsteller aus verschiedensten Kulturen und mit verschiedensten Sprachen sich vier Tage lang austauschen und begegnen.

Youth Reporterin: Wie entsteht so ein Projekt wie die europäischen Literaturtage?

Walter Grond: Entstanden sind die europäischen Literaturtage aus einer europäischen Internetplattform, die wir seit 2002 aufgebaut haben ,readme.cc, und die dann 2008 bereits so ein großes Ausmaß gehabt hat, dass wir uns einfach persönlich treffen wollten. Nicht nur virtuell miteinander kommunizieren wollten. Es war also ursprünglich ein Communitytreffen der Plattform readme.cc und ist dann aber von der Öffentlichkeit, vor allem von der medialen Öffentlichkeit so rasch gut aufgenommen worden, dass dieses tatsächliche europäische Treffen zum Hauptpunkt des ganzen Projektes geworden ist, aber immer noch verbunden mit sehr vielen Aktivitäten im Internet.

Youth Reporterin: Eines der Themen der europäischen Literaturtage ist „Angst überall“, warum wurde genau dieses Thema gewählt?

Walter Grond: Ich kann mich erinnern, dass wir 2012 hatten wir ein Thema die „Festung oder Traum und Traumata Europa“ und damals gab es so eine Stimmung unter vielen internationalen AutorInnen, die man so als Überdruss bezeichnen konnte. Man hat eigentlich von unserer hedonistischen Vergnügungswelt als einer gesprochen, die nichts mehr wirklich ernst nehmen muss. Und das ist erstaunlich, wie schnell dieses Grundgefühl von vor fünf Jahren mit was für einem atemberaubenden Tempo sich das geändert hat, das Grundgefühl unserer Zeit ist, würde ich sagen, inzwischen nicht mehr der Überdruss, sondern eben Angst, oder verschiedene Facetten von Angst, und genau das wollten wir besprechen.

Youth Reporterin: Die neunten Literaturtage sind gerade zu Ende gegangen, was ist Ihr Resümee?

Walter Grond: Mein Resümee ist, bei so großen Fragen, die die Gesellschaft nicht zu lösen im Stande ist, es dann auch so dass ein viertägiges Gespräch zwischen Schriftstellern jetzt auch keine Rezepte gefunden hat. Aber es gab eine Reihe von Momente, wo doch große Klarheit entstanden ist. Sei es bei den Diskussionen über den Terror, und was der letztlich auch unserer Gesellschaft macht, also wie groß wir in Gefahr sind unsere liberalen Grundwerte eigentlich über Bord zu werfen und mit welch großen Unverständnis wir auch diesen gesellschaftlichen globalen Wandel gegenüberstehen. Durchaus auch im intellektuellen Bereich, also ich glaube, dass es sehr viel einzelne Aspekte gegeben hat, wo neueste Einsichten, über das was in der Welt passiert ist, hier zutage gekommen sind und wir die besprochen haben. Insgesamt [gibt es] einfach ein Gefühl aller Teilnehmer, wie notwendig es geworden ist so etwas wie eine neue Aufklärung auch wieder in Gang zu setzen, in der nicht nur die Vernunft eine Rolle spielt, sondern auch das Mitgefühl, die Empathie.

Interviewerin: Danke, fürs Interview.

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