„Es wird eh alles schöner“

Kultur & Events
Lara Langer / 26.04.2017
Der Nino aus Wien
Wach. Sein Album so zu nennen und trotzdem ein Hoch auf den Schlaf zu singen ist ungewöhnlich. Doch bei Weitem nicht das Einzige, das bei dem Nino aus Wien ungewöhnlich ist. Der Sänger aus dem 22. Wiener Gemeindebezirk wird zu Recht als einer der außergewöhnlichsten Songwriter Österreichs bezeichnet. Man kennt den gebürtigen Nino Mandl als stetige Größe in der österreichischen Musikszene, denn seit fast 10 Jahren besingt er mit seinen poetischen, manchmal melancholischen, manchmal eigensinnigen Texten und Musik zwischen Austro-Pop und Wienerlied Bühnen im deutschsprachigen Raum. Am 7. April ist sein neues Album Wach bei Problembär Records erschienen, das stark an die Sechziger erinnern lässt. „Ein Hoch auf den Summer of Love“, wie er auch beim Auftritt immer wieder sagte. Vor seinem Konzert im Posthof habe ich ihn getroffen, um mit ihm über das Schreiben, Italien und natürlich Musik zu sprechen.
 
Youth Reporter: Es ist jetzt 10 Jahre her, dass du dein erstes Album veröffentlicht hast, was hat sich seitdem verändert (in der österreichischen Musikszene und persönlich)?
 
Nino aus Wien: Es ist viel mehr los jetzt. Als ich das erste Album herausbracht habe, war noch lange nicht so viel los. Ich kannte nur A Life, A Song, A Cigarette, Ja, Panik und Ernst Molden. Jetzt gibt es so viel mehr tolle Bands, es ist schon irgendwas passiert irgendwie. So um 2009/10 herum wurde alles ein bisschen mehr und interessanter. Und ich persönlich, ich glaub ich singe schon ein bisschen besser als damals und spiele schon ein bisschen besser Gitarre und die Konzerte werden auch immer schöner. Es wird eh alles schöner.
 
YR: Wie hat das alles begonnen, wann wolltest du Musiker werden?
 
Nino aus Wien: Ich glaube mit sechzehn habe ich das insgeheim beschlossen. Als ich die Beatles Anthology angeschaut habe, habe ich gesagt, ich will auch Pop-Musik machen, wie die Beatles. Habe ich nicht ganz geschafft, aber ich habe mich dann halt mit Musik befasst.
 
YR: Deine Texte sind ja sehr poetische und würden auch ohne Musik funktionieren…
 
Nino aus Wien: Nein, ich glaube diese nicht, die entstehen ja auch mit der Musik. Das sind ja keine Texte, die ich so schreibe, die singe ich ja, die schreibe ich im Singen. Ich glaube ohne eine Gitarre in der Hand könnte ich diese Texte gar nicht schreiben. Also ich könnte schon Texte schreiben ohne Musik, aber es wären andere Texte. Diese Texte sind verwoben mit der Musik, ohne Musik gäbe es die Texte nicht
 
YR: Ich habe mal gelesen, dass du gerne ein Buch schreiben würdest - ist der Wunsch noch aktuell?
 
Nino aus Wien: Wir haben eh schon so was gemacht, mit der Natalie Ofenböck habe ich ein Schnitzler-Buch geschrieben, mit einer Collage aus Schnitzler-Texten, das war schon ein Buch. Und ein grünes Album-Buch haben wir auch gemacht. Aber noch kein eigenes Buch, ich habe irgendwie viel mehr Freude daran einfach zu singen.  Ein Roman oder so kommt für mich nicht in Frage, keine Geduld. Aber vielleicht mal ein Buch mit Texten, mit Gedichten oder so, kann schon passieren, wenn mir nix Besseres einfällt. Aber lieber singen. Ich schließ nicht aus, dass ich irgendwann mal mehr schreibe, aber solange ich Spaß hab am Singen, will ich eher singen.
 
YR: Das neue Album ist teilweise am Gardasee entstanden, wie sehr beeinflusst deine Umgebung die Musik die du machst?
 
Nino aus Wien: Das ist schwer zu sagen, ich weiß gar nicht wie sehr es dann das Ergebnis beeinflusst. Es beeinflusst halt die Arbeit an sich. Man arbeitet lieber in schöner Umgebung irgendwie, kommt mir vor. Am Gardasee ist es so schön, dass man gleich motivierter ist, was zu machen. Und dann belohnt man sich, indem man um den See spaziert oder schwimmen geht. Ich glaube es schadet nicht unterwegs zu sein, neue Sachen zu sehen, auch beim Schreiben. Obwohl du beim Schreiben sowieso eher in deinem Zimmer bist, auch am Gardasee. Also ich bin jetzt nicht so, dass ich draußen am See schreib, ich schau halt eher so auf den See raus, aus dem Fenster. Ich bin kein Natur-Schreiber, es gibt Leute wie, der Ernst Molden, der hat mir erzählt, dass er fast alles in der Natur schreibt. Aber das kann ich nicht, das traue ich mich nicht, da habe ich Angst, dass mir wer zuhört. (lacht)
 
YR: Das heißt du setzt dich wirklich hin und schreibst einen Song?
 
Nino aus Wien: Ja voll, oder ich gehe beim Schreiben, oder beim Formen, beim Denken. Ich bin ein ziemlicher Geher. Ich gehe auch im Zimmer, ich geh auf und ab. Ich brauche die Bewegung ein bisschen.
 
YR: Nochmal zurück zu Italien, dein letztes Album hieß ja auch Adria, was verbindet dich mit dem Land?
 
Nino aus Wien: Ich glaube das ist so eine Phase, so eine Italien-Phase, die schon ein paar Jahre anhält. Ich glaube nicht, dass man das überbewerten muss. Italien ist halt nahe und relativ schön, es gefallt mir dieses Klima sehr, mediterranes Klima, auch im Winter. Also ich bin gern in Italien auf jeden Fall, aber ich sollt mir mal ein anderes Land aussuchen, ich war jetzt oft genug dort. Vielleicht geht es jetzt mal nach Rumänien oder so und in weiterer Folge irgendwann nach Australien. Da war ich schon öfter, weil ich da Verwandte habe und vielleicht bin ich im Jänner dann in Australien und schreibe irgendwas. Aber Italien, vielleicht mache ich eine Italien-Pause, ich war jetzt echt übertrieben oft in Italien, auch teilweise nur einen Tag, auf einen Espresso praktisch.
 
YR: Dein neues Album trägt den Titel Wach, wie bist du auf den Namen gekommen?
 
Nino aus Wien: Ich bin gar nicht draufgekommen, ich wollte es „Sucht“ nennen. „Der Nino aus Wien sucht“. Habe ich mir dann irgendwie abgewöhnt die Idee und dann habe ich lange einen Titel gesucht und viele Vorschläge gemacht. Auch die Band hat viele Vorschläge gemacht und der Bassist hat dann irgendwann „wach“ gesagt und ich habe gesagt: „Oke, passt - nenn mas wach“. Und im Nachhinein finde ich passt es, weil das Wort kommt oft vor. Es kommt bis auf zwei Lieder in jedem Lied das Wort wach vor und irgendwie ist es ein schönes Wort. 
 
YR: Es wird wahrscheinlich oft fehlinterpretiert?
 
Nino aus Wien: Ja eh, waaach schreibt man aber mit mehreren As, mit 7 As mindestens. Aber ja, könnte eh auch passen: waaach. Aber es heißt halt schon wach, weil es auch in den Liedern immer wieder vorkommt und es nie als waaach ausgesprochen wird.
 
YR: Aber die Assoziation mit den Drogen liegt nach „Ganz Wien“ und auch „Lady C“, was eine frühere Bezeichnung für Kokain ist, schon nahe, welchen Bezug hast du zu dem Thema?
 
Nino aus Wien: Naja, gibt’s halt schon, kennt man schon. Ist so ein bisschen eine Tradition in der Musik, dass man immer wieder so kleine Anspielungen macht auf sowas, aber es kommen auch Anspielungen auf andere Sachen vor, also es geht nicht nur um Drogen. Aber es findet schon immer wieder einen Platz.
 
YR: Wie schauen deine Pläne für die Zukunft aus?
 
Nino aus Wien: Naja, heute spielen wir in Linz, morgen Regensburg. Wir spielen eh brav, wir fahren herum, leben unser lustiges Cowboy-Leben auf der Autobahn. Und irgendwann ist Weihnachten, vielleicht habe ich dann wieder ein paar Lieder und dann nehmen wir nächstes Jahr vielleicht eines auf.
 
YR: Also macht es Spaß auf der Tour zu sein?
 
Nino aus Wien: Ja schon, ich mag es gerne auf der Tour. Also ich könnte auch mehr Autofahren ertragen, wenn ich zuhause ankomme, ist es schwieriger als unterwegs zu sein. Das Unterwegs sein selber ist irgendwie gesund, glaub ich, auf eine abartige Art gesund. Also abartig nicht, aber auf eine ungewöhnliche Art.
 
YR: Also keine Freude aufs Heimkommen?
 
Nino aus Wien: Nein, schon auch, aber wir sind ja eh nie so lange weg. Ich meine wir waren auch schon 2 Wochen weg und das war auch schön, also ich bin auf jeden Fall gerne unterwegs. Ich fahr halt auch nicht selber mit dem Auto, ich bin ein super Beifahrer, aber ich kann Autofahren (Bandkollege schüttelt lachend den Kopf). Aber ich genieße es sehr, weil ich an Orte komme, wo ich sonst nie hinkommen würde. Also ich würde nie auf die Idee kommen, nach Linz zu fahren, nach Linz auf Urlaub fahren. Find ich schon schön, ja.
 
YR: Und als letzte Frage: was ist das Nervigste, das du je bei einem Interview gefragt worden bist?
 
Nino aus Wien: Ahm „Bist du wirklich so“, glaub ich. Das versteh ich nicht. „Bist du wirklich so“, oder „Bist du immer so“, keine Ahnung, kann ich nicht sagen. Wer ist immer so, wie ist was, keine Ahnung. 
 
YR: Danke für das Interview!
 
Nino aus Wien: Danke, danke.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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