Fußball: Mit Laura und Jenny am Sprung ins A-Team

Leben
Lisa Alzner / 28.03.2018
Laura Wienroither

„Jenny, Jenny, du auch, du auch!“ Das kann nicht sein! Hektik. Sprint zur Ersatzbank. Schienbeinschoner. Standardanweisungen. Trikot. Noch mehr Hektik. Vierter Offizieller. Gestotterter Name. Was passiert da gerade? „Und dann steh ich dort auf der Linie und mache den ersten Schritt ins Feld. Es war Wahnsinn. Es gibt kein anderes Wort dafür. Es war der pure Wahnsinn.“

Der Sprung ins A-Team - der große Traum von so vielen Nachwuchsfußballerinnen, doch nur wenige können sich diesen Traum tatsächlich erfüllen. Die beiden 19-jährigen Nachwuchshoffnungen Jenny Klein und Laura Wienroither sind auf einem guten Weg dazu. Nach zahlreichen Erfolgen im österreichischen U17- und U19- Frauennationalteam, durften die beiden im vergangenen Jahr erstmals A-Team-Luft schnuppern. Für Jenny hat es sogar schon zur ersten Einwechslung und somit zum Debut im österreichischen A-Team der Frauen gereicht. „Schon für die Nachwuchs-Nationalteams aufzulaufen ist eine absolute Ehre, aber mit dem A-Team das Land vertreten zu dürfen, ist ein wahrgewordener Traum für mich“, strahlt Jenny Klein im Interview.

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Ihre Leidenschaft für sich entdeckt haben beide bereits in ihrer Kindheit. „Angefangen habe ich im Alter von 5 Jahren in einer Mannschaft mit gleichaltrigen Buben bei mir zu Hause in Frankenburg. Es hat mir vom ersten Tag an riesig Spaß gemacht,“ erklärt Laura Wienroither im Interview. „Als ich 2009 dann ins LAZ Ried gekommen bin, wurde alles ein bisschen intensiver und professioneller und auch ich immer ehrgeiziger“, strahlt die Oberösterreicherin. Im Alter von 14 Jahren wagte sie den Schritt vom Nachwuchsfußball mit den Jungs in die Damenbundesligamannschaft des Union Kleinmünchen, für den sie über 3 Jahre spielte. Im Sommer 2016 folgte ein Wechsel zum SV Neulengbach und ein Jahr später wurde sie schließlich von ihrem aktuellen Verein, dem SKN St. Pölten, unter Vertrag genommen. Auch Jennys Laufbahn verlief ähnlich. „Meine ganze Familie hat Fußball gespielt, also wurde ich da mehr oder weniger hineingeboren. Als ich sieben Jahre alt war, habe ich dann im Nachwuchs beim FC Tulln begonnen und war später auch vier Jahre im LAZ Stockerau“, erklärt Jenny. „Mit 14 Jahren bin ich zum SV Neulengbach gewechselt und ab meinem 15. Geburtstag war ich spielberechtigt für die Damenmannschaft, in welcher ich fast vier Jahre gespielt habe. Wie Laura spiele ich auch seit Sommer 2017 für den SKN St Pölten.“

Die beiden Fußballerinnen sind außerdem seit fünf Jahren Spielerinnen des Nationalen Zentrums für Frauenfußball in St. Pölten. Fast jeden Tag stehen für sie zwei Trainingseinheiten am Programm, eine am Vormittag und eine am Nachmittag. Dazwischen gehen sie im BORG für Leistungssportler zur Schule. „Wir können uns wirklich glücklich schätzen, weil bei uns Schule und Sport super abgestimmt sind. Schule, Internat und Trainingsstätten sind an einem Ort, wir haben also keine weiten Wege, die wir zurücklegen müssen. Das ist wirklich perfekt!“, berichtet Jenny Klein. Neben den vielen sportlichen Herausforderungen kommt im Frühjahr 2018 auch die Matura auf die beiden zu. „Im vergangen Herbst haben wir wegen Nationalteamlehrgängen und Champions League-Spielen relativ viel gefehlt, da kann es dann schulisch schon einmal ein bisschen stressig werden“, erklärt Laura. „Wir waren zum Beispiel zwei Wochen vor der vorgezogenen Matura im Herbst mit dem U19-Nationalteam auf Lehrgang. In den Tagesplan dort noch Lernstunden einzuplanen, war schon wirklich intensiv, aber dieser Stress gehört manchmal eben dazu“, schmunzelt die 19-Jährige.

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Ja, dieser Stress gehört manchmal wirklich dazu, wenn man, wie Jenny und Laura, eine Karriere im österreichischen Nationalteam anstrebt. Im vergangenen Jahr durften sich beide über ihre erste A-Team-Einberufung freuen. „Ich werde diesen Moment nie vergessen! Wir hatten an diesem Tag Rumpfkrafttestungen. In einer Pause habe ich auf mein Handy geschaut und eine Nachricht mit einer Gratulation zur Einberufung von einem meiner Trainer gesehen“, strahlt Laura Wienroither mit leuchtenden Augen. „Erst dann habe ich meine Emails gecheckt und wirklich meinen Namen auf der Liste gelesen. Ein paar Freundinnen waren neben mir, die sich extrem mit mir gefreut haben, aber ich konnte es einfach nicht glauben. Als ich meinen Papa anrufen wollte, habe ich so gezittert, dass mir fast das Handy aus der Handy gefallen wäre!“. Wirklich realisieren konnte es die Oberösterreicherin erst, als ihr erster A-Team-Lehrgang in Zypern dann tatsächlich losging.

Jenny Klein ging es mit ihrer ersten Einberufung ähnlich: „Ich habe sie im Mai während der Schul-WM in Prag bekommen und konnte auch nicht glauben, dass da wirklich mein Name steht“, erzählt die Mittelfeldspielerin. Dass sie wirklich ihren Namen gehört hatte, konnte sie auch vor ihrer ersten Einwechselung am 23.11.2017 im WM-Qualifikationsspiel gegen Israel nicht glauben. „In der ersten Halbzeit haben wir uns immer in Dreiergruppen abwechselnd aufgewärmt. Das ist normal, da denkt man sich noch nichts“, erklärt Jenny im Interview. „Nach der Halbzeit sagte dann die Trainerin zu mir und einer zweiten Spielerin, wir sollen uns richtig aufwärmen. Ich habe das im ersten Moment gar nicht realisiert und habe auch nicht darauf reagiert.“

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Erst nach einer zweiten Aufforderung hüpft sie hochgradig nervös von der Ersatzbank hoch. Hektik pur. Oh Gott, was passiert da gerade? „Ich war in dem Moment sogar mit dem Aufwärmen überfordert, weil ich es gar nicht gepackt habe. Ich war richtig nervös. Dann hat die Trainerin eine andere Spielerin gerufen und meinen Namen, aber ich habe ihn wieder nicht verstanden, so nervös war ich“, lacht die 19-Jährige. „Jenny, Jenny, du auch, du auch!“, die Rufe von allen. Oh Gott, wirklich! Sprint zur Ersatzbank. Schienbeinschoner rein. Standartanweisungen. Trikotwechsel. „Ich bin in diesem Moment innerlich so eskaliert, ich wäre fast umgefallen“, strahlt Jenny, „der vierte Offizielle wollte dann meinen Namen nochmal wissen und ich habe ihn fast nicht herausgebracht vor lauter Nervosität und Hektik.“ Schließlich steht sie an der Linie und die 22, ihre Rückennummer, leuchtet auf der Anzeigetafel. „Es war Wahnsinn! Der erste Schritt ins Feld. Das kann man nicht in Worte fassen, da fühlt man so viel, einfach der pure Wahnsinn“, schildert die Debütantin. „Mit dem ersten Ballkontakt war meine Nervosität dann wie weggeblasen. Meine Teamkolleginnen haben mich extrem unterstützt und ich habe mich richtig wohl gefühlt im Spiel. Schlussendlich haben wir dann auch 2:0 gewonnen.“

Neben der Matura warten 2018 auch viele sportliche Herausforderungen auf Jenny und Laura. Mit Meistertitel und Cupsieg sind die Vereinsziele der beiden klar definiert und auch die Eliterunde gegen Irland, Spanien und die Türkei mit dem U19-Nationalteam steht vor der Tür. Ein großes Ziel der beiden ist außerdem der Sprung ins Ausland, wie Laura erklärt: „Ein Wechsel nach Deutschland oder generell ins Ausland wäre ein Riesenschritt. Man muss dann eh schauen wo man landet und sich dort seine Ziele neu formen, weil einfach ein neuer Lebensabschnitt mit neuen Herausforderungen beginnt, aber ich freue mich auf jeden Fall darauf!“.

Laura Wienroither
Jenny Klein

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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