Glaube. Liebe. Hoffnung.

Leben
Anna Lena Bramreiter / 03.08.2016

Die Generation Y erobert das Internet! Kaum vergeht eine Woche in der nicht Artikel über die jungen Erwachsenen, die zwischen 1980 und 1999 geboren wurden, im Internet oder in Zeitungen erscheinen. Die Diskussion über uns YpsilonerInnen ist geprägt von subjektiven Werturteilen und sie steckt voller Widersprüche. Einmal heißt es, wir wären hedonistisch, hemmungslos und ungeduldig. Gleichzeitig engagieren wir uns aber freiwillig, wollen Freundschaften und Beziehungen, die für immer bestehen, und essen nur selbstgebackenen Kuchen.

Auch etablierte Zeitschriften wie „Die Zeit“ oder „Der Spiegel“ sind an unserer widersprüchlichen Generation anscheinend interessiert, sodass sie seit längerem Jugendportale wie „Bento“ und „ze.tt“ betreiben. Das Onlinemagazin „Vice“ ist bekanntlich schon seit mehreren Jahren bei jungen Erwachsenen sehr beliebt. In allen drei Onlineportalen finden sich Themen über die Zukunft, Beziehungen, Liebe, Freundschaften und außergewöhnliche Menschen aus der ganzen Welt. Nach dem Lesen der Artikel stellt man sich die Frage: Was denkt unsere Generation nun wirklich? Sind wir alle über einen einzigen Kamm zu scheren, obwohl wir doch alle so unterschiedlich sein wollen? Was glauben wir? Wen lieben wir? Und welche Hoffnungen hält diese (zu?) schnell drehende Welt für uns noch bereit? Um diese Fragen beantworten zu können, habe ich mich in meinem Bekanntenkreis umgehört und ihre Gedanken zusammengefasst.

(c) Anna Lena Bramreiter

Glaube

Ja, wir glauben. Zwar nicht unbedingt an einen Gott oder eine bestimmte Religion, aber an etwas Höheres. Wir glauben an das, was uns Hoffnung und Halt gibt. Glaube(n) ist etwas sehr persönliches. Jeder Mensch soll daher die Möglichkeit haben, seinen Glauben zu verwirklichen.  Das Praktizieren des Glaubens endet aber dort, wo die Freiheit des anderen eingeschränkt oder gar gefährdet wird.

Den Himmel stellen wir uns nicht mit einem alten Mann und vielen kleinen, dicken Engeln neben ihm vor, die uns lächelnd nach dem Leben auf der Erde empfangen werden. Uns fällt es schwer, an ein Leben nach dem Tod zu glauben. Auch wenn diese Vorstellung etwas Tröstliches und Beruhigendes an sich hat, bleiben wir lieber realistisch. Denn keiner konnte bisher ein Leben nach dem Tod beweisen.

Liebe

In Zeiten, wo es angeblich immer schwieriger wird, den passenden Partner zu finden und diesen auch längerfristig halten zu können, verstehen wir unter Liebe nicht nur die romantische Form. Liebe ist für uns auch die Beziehung zu Familie, FreundInnen und Bekannten. Mit Liebe assoziieren wir Vertrauen, Geborgenheit und Rücksicht. Wir wollen für die Liebe sehr viel geben, teilweise wollen wir uns für sie sogar aufopfern. Man kann uns in dieser Hinsicht auch als konservativ einstufen. Wenn wir uns nämlich für jemanden entscheiden, dann so richtig. Mit Treue, gegenseitigem Verständnis und dem Ganzen, was folgt. Wir schenken Vertrauen, weil wir auch vertrauen wollen. Wir wollen vertrauen, dass der/die Partner/in uns in schwierigen Zeiten den Rücken frei hält, uns notfalls auch an der Hand nimmt, um ein kurzes Stück die Führung zu übernehmen.

Hoffnung

Zu verschiedenen Zeiten hofft man Unterschiedliches. Ab und zu scheinen die Wünsche für die Zukunft bei dem Einen belangloser zu sein, als bei dem Anderen. So hofft Anna auf ein gutes Prüfungsergebnis, Konstantin hingegen darauf, dass ein Familienmitglied wieder gesund wird. Für uns persönlich erhoffen wir einen Studienabschluss, dass wir danach einen gut bezahlten Job finden, mit dem wir eine Familie ernähren können und mit dieser viel Freizeit verbringen können. Menschen, die uns nicht gut tun, wollen wir ausweichen und uns von ihnen nicht beeinflussen lassen. Wir stehen zu uns, zu unserer Person und wollen uns selbst verwirklichen. Haben wir uns zur Genüge verwirklicht, bleiben wir unserer Person und unseren Einstellungen treu. Zumindest in der Theorie.

Wir hoffen auch, dass uns (in unserem Leben) Menschen begleiten werden, auf die wir bauen können und die an unserer Seite bleiben. Meistens sind das für uns die engere Familie und die richtig guten FreundInnen, obwohl hier nicht entscheidend ist, wie lange man schon befreundet ist, sondern welchen Grad der Ehrlichkeit diese Freundschaft besitzt.

Wir, die Generation Y

Viel wird über uns geschrieben, diskutiert und gemutmaßt. Manche ExpertInnen meinen, uns als eine Generation gäbe es gar nicht, sondern wir seien eine reine Marketingerfindung für und von Unternehmen gemacht. Was auch immer das bedeuten soll. Vielleicht verhält es sich mit den YpsilonerInnen so, wie mit der 68er-Generation. Sie ist mehr Mythos als Tatsache. Beide Jugendgenerationen revoltier(t)en! Die einen taten es auf offener Straßen, die anderen in sozialen Netzwerken. Das, was uns unterscheidet, ist, dass die Generation Y ruhiger und nachdenklicher ist. Laut gegen Leise. Gesellschaft gegen Privatleben. Rock’n Roll gegen Pop. 

Wir, die Generation Y, setzen uns leiser gegen die früheren Generationen zur Wehr, kritisieren sie auch etwas leiser. Wir wollen nicht die Gesellschaft verändern, sondern unser persönliches Leben verbessern. Dennoch hinterfragen wir vieles und wie sich bei den Gesprächen herausstellte, denken wir auch eine ganze Menge darüber nach. Viel über uns, aber auch viel über andere. Ja, wir sind widersprüchlich, was uns als Generation so interessant macht und uns – hoffentlich - etwas verändern lässt.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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