Können Superheldenfilme gesellschaftskritisch sein?

Kultur & Events
Nico Lang / 30.12.2020
Superheld ohne Maske

Eigentlich hätten wir schon längst alle den neuen Black Widow Film gesehen. Ursprünglich wäre er am 6. November in die Kinos gekommen. Wie so vieles heuer verschob sich das Erscheinungsdatum jedoch auf den Mai nächsten Jahres. In einem Interview mit Schauspielerin Scarlett Johansson, die die Hauptrolle im kommenden Marvel-Blockbuster spielt, soll auch die 2017 aufgekommene Me-Too-Bewegung behandelt werden. Sind Comicverfilmungen also nicht nur „Hau-drauf“-Action-Filmchen oder vermitteln sie versteckt auch eine durchaus gesellschaftskritische Message? Die Antwort ist ja.

Von Nazis, Kriegsflüchtlingen und PTSB

SuperheldInnenfilme sind immer schon politisch gewesen. Sei es ein Captain America, der im Zweiten Weltkrieg eine Splittergruppe der Nazis zerschlägt oder ein Iron Man, der von einer Terrorgruppe gefangen genommen wird, bevor er diese dann auseinandernimmt. Reicht das noch nicht? Wie wäre es mit Captain Marvel, welche ihre Befehle eine andere Rasse zu bekämpfen hinterfragt und letztendlich herausfindet, dass die Alienrasse der Skrulls nicht die Gefahr sind, sondern nur Kriegsflüchtlinge, die vor den gewalttätigen Krees flüchten. Alles Themen, welche aktueller nicht sein könnten.

In den meisten Actionfilmen steckt der Protagonist alle möglichen Kämpfe maximal mit ein paar Schrammen weg. Im dritten Teil von der Iron Man-Reihe leidet der Titelheld Tony Stark jedoch an PTSB (Posttraumatische Belastungsstörung), aufgrund seiner vorhin erwähnten Gefangenschaft und seinen Tätigkeiten als Held, was zu Albträumen und Paranoia führt. Es wird also durchaus auch gezeigt, welche Belastungen Menschen die beispielsweise in Geiselhaft waren, auch lange danach noch haben könnten.

Das endliche Thema Ressourcen

Das unsere Ressourcen auf der Erde nicht unbegrenzt sind, ist uns allen bewusst. Genau deshalb sollten wir so ressourcenschonend wie möglich leben und recyceln, was das Zeug hält. Das es theoretisch auch radikalere Methoden gibt dieses Problem zu lösen, zeigt uns Thanos, der Hauptgegner der ersten drei Phasen des Marvel Cinematic Universe, kurz MCU. Sein Heimatplanet Titan litt an einem Ressourcenmangel und an einer klaren Überbevölkerung. Um das Gleichgewicht wiederherzustellen, schlägt Thanos vor, die Hälfte der Bevölkerung exterminieren, sprich ausrotten. Dass der Rest davon nicht ganz so begeistert war ist irgendwie klar, doch am Ende geht der Planet aufgrund dessen zugrunde. Um nun dem restlichen Universum dieses Schicksal zu ersparen, macht er Jagd nach den Infinity Stones und dem dazugehörigen Gauntlet. Damit kann er mit einem einzigen Schnipser, die Hälfte aller Lebensformen auslöschen. Das bringt ihm natürlich ins Visier der Superhelden. Persönlich präferiere ich ja die eingangs erwähnten Methoden des Umweltschutzes.

Was wäre, wenn Siri plötzlich die Menschen ausrotten will?

Das Thema Künstliche Intelligenz wird immer größer und wichtiger. Zeitgleich auch die Angst, dass Roboter irgendwann die Welt beherrschen. Genau damit befasst sich „Avengers: Age of Ultron“. Tony Stark und Bruce Banner erschaffen die KI Ultron mit dem Ziel, Gefahren zu erkennen, bevor dieser überhaupt auf der Erde passieren. Das Problem ist nur, dass die KI den Menschen selber als Größte Gefahr des Planeten sieht und deshalb uns auslöschen will.

Da das Ganze zum Glück nur ein Superheldenfilm ist, geht die Geschichte halbwegs gut aus. Aber bereits Leute wie Elon Musk und Stephen Hawking warnen vor der Entwicklung von KIs und plädieren darauf die Forschungen in diesem Bereich zu unterlassen.

Wichtige erste Male

Aber nicht nur die Handlung der Filme, sondern auch die Produktionen selber liefern oft eine klare Message. Der Cast des 2018 erschienen „Black Panther“-Films besteht hauptsächlich aus dunkelhäutigen Menschen. Für viele Menschen war dies ein Durchbruch. Der 2020 verstorbene Schauspieler Chadwick Boseman wurde ein Rolemodel einer langen in Comic-Verfilmungen unterrepräsentierten Community. Vor allem für Kinder können solche Filme sehr prägend sein. Aus diesem Grund hat Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin Octavia Spencer zum Release des Filmes ein Kino für eine unterversorgte Gemeinschaft in Mississippi gemietet, damit die Kinder den Film und die starke Figur des Black Panthers, sehen können.

Versteckter Mehrwert

Dass Superheldenfilme in erster Linie natürlich unterhalten wollen und uns actionreiche Szenen bieten, ist klar. Aber es werden auch sehr viele Themen unserer Zeit behandelt, wie die Flüchtlingskriese, Terror, Me-Too usw. Da Comicverfilmungen oft ein größeres und auch jüngeres Publikum ansprechen, wird vielleicht der Eine oder Andere auch etwas nachdenklich aus dem Kinosaal gehen.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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