Last Friday Night

Leben
Lizanne Daniel / 19.01.2017
(c) pixabay

Der Beat zwingt ihren Herzschlag in einen Rhythmus, der ihr fremd ist. Es ist nicht diese neue aufregende Fremde, die mit dem Reiz lockt, sich Grenzen zu nähern. Nein, es ist eine Art von Fremde, die sich ohne jeden Zweifel falsch anfühlt. Es ist ein Gefühl, das in seiner Existenz nicht hinterfragt werden will. Und wagt man es doch, wird es sich ins Unermessliche steigern, mit dem einzigen Ziel zu zerstören und zu quälen. Aber sie kann ohnehin nicht darüber nachdenken. Der Rauch, der den ganzen Raum und ihre Lungen füllt, vernebelt ihr Gehirn. Legt Verbindungen lahm. Kappt und zerreißt.

Sie presst ihre Handflächen fest auf den Stuhl unter ihr, umklammert die harte Kante bis sich ihre Sehnen spannen und die Adern blau hervortreten. Es tut gut, etwas Festes, etwas Greifbares zu spüren durch diese Welle aus Stimmen, Lichter, Rauch und Lust. Ihr Anker in einem Meer aus Emotionen.

Sie sieht Gesichter verzerrt zu vergnügten Grimassen, übersprudelnde Energien, die in der ausdruckslosen Masse verebben. Jeder und jede scheint darauf bedacht, die eigene Persönlichkeit mit all ihren Vorzügen in den Mittelpunkt zu stellen und schreit in derselben Sekunde nach dem sicheren Dunkel der Anonymität.

Schweißgetränkte Luft, kollektives Atmen. Orientierungsloses Tanzen an den Marionettenfäden der Masse. All das lässt sie zurück, als sie die Tür öffnet und ins Schwarze hinaustritt. Mit ihr drängt ein Schwall Bass und Licht ins Freie und wirft ihren Schatten hässlich verzerrt auf die verlassene Straße. Ein letztes Aufbäumen dieser irrealen Scheinwelt bis die Tür hinter ihr zufällt und jeden Rest Tarnung und Täuschung zurückholt in den überfüllten und gleichzeitig so leeren Raum.

Ein Mädchen neben dem Eingang. Das Gesicht kreideweiß unter dem verschmierten Make-up. Verronnene Farben, die ihre Schönheit überschminken sollten, damit sie nicht auffällt inmitten all der perfekten Gesichter. Ob sie ihr Ziel erreicht hat oder darüber hinausgeschossen ist? Man weiß es nicht, wird es wohl nie so genau wissen.

 

Lass uns feiern gehen, Geschichte schreiben in dem Nebel der Clubs, auf den nächtlichen Straßen. Im Rausch der Drogen, die Körper und Seele vergiften. Lass uns alles vergessen, um diese Nacht zur unvergesslichen zu machen. Lass uns Freundschaften schließen, für ein paar Stunden, um sie bei Dämmerung zu zerreißen, sie bei Tageslicht an den Pranger zu stellen und zu verschütten.

Niemand will wissen, wer und wohin. Alles wird ertränkt und erstickt. Füg‘ dich oder verpiss dich.

Es ist hart. Doch so muss es sein. Sonst macht das Feiern keinen Spaß.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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