Prag – Paris des Ostens?

Reisen
Lara Langer / 01.06.2016
Prag von oben

Prag galt früher kaum als Touristenziel, doch die vom Kommunismus gezeichnete Stadt ist mittlerweile das Ziel zahlreicher Städtetrips geworden. Die tschechische Hauptstadt hat neben Bier, Baumkuchen und einer Vielzahl an Ausgehmöglichkeiten auch noch jede Menge Kultur zu bieten.

Sightseeing

Wenzelsplatz

Zum Pflichtprogramm in Prag gehören natürlich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die alle nah beieinander liegen. Am besten man nimmt die Straßenbahn bis zur Prager Burg, von dort aus ist alles zu Fuß erreichbar. Ob es einem eine Stunde anstehen wirklich wert ist, um ein Ticket für das Innere der Burg und den Veitsdom zu kaufen, muss jeder selbst entscheiden. Man kann sich auch damit begnügen durch die Burggassen zu spazieren, um dann die fantastische Aussicht über der Stadt zu genießen. Was man dabei allerdings auch verpasst, ist das Goldene Gässchen für das man auch eine Eintrittskarte braucht. Das ist eine mit niedrigen Häusern bestückte Gasse, in denen einst Alchemisten gelebt haben und später wohnte dort Franz Kafka im Haus Nummer22. Von der Burg kann man direkt hinunter zur Karlsbrücke gehen, doch bevor man diese überquert, lohnt sich noch ein Abstecher zu der nahen John Lennon Mauer. Zur Zeit des Kommunismus waren die Graffitis in Form von Sprüchen und Portraits von Lennon eine Art von Rebellion der Jugend gegen das System. Heute kann jeder die Mauer besprühen und mit etwas Glück trifft man dort einen Straßenmusikanten, der Lieder von den Beatles zum Besten gibt.

John Lennon Mauer    Astronomische Uhr

Nachdem man die Karlsbrücke passiert hat, kann man direkt durch die Josephstadt, das ehemalige Jüdische Viertel von Prag, bummeln um dann noch den Altstädter Ring, mit dem berühmten Rathaus samt astronomischer Uhr, zu besichtigen. Am Ende darf ein Besuch am Karlsplatz natürlich nicht fehlen.

Zwischen Kafka und Cerny

In jedem Souvenirshop von Prag findet man Mitbringsel mit Bildern von Kafka. Er wird stark kommerzialisiert und sowohl die Einheimischen als auch die TouristInnen scheinen Gefallen daran zu finden. Interessierte können sein Wohnhaus, ein Denkmal und das Franz Kafka Museum besuchen. Doch schon vor dem Museum beginnt man die Heimatliebe der Tschechen zu bezweifeln. Dort ist ein bekannter Brunnen von David Cerny zu sehen, bei dem zwei Männer in einem Becken, in der Form von Tschechien, stehen und in dieses urinieren. Die Figuren des oft als „Skandal–Bildhauer“ bezeichneten Tschechen sind das Gegenteil des Postkartenprags das die Souvenirshops verkaufen wollen. Ein weiteres Beispiel ist die Figur von Karl Wenzel, dem Schutzheiligen von Tschechien, den er in einer Passage, in der Nähe des Originals am Wenzelsplatz, auf dem Bauch seines tot von der Decke hängenden Pferdes reiten lässt. Oder die Riesenbays, die auf der Moldauinsel stehen und deren Gesicht durch einen einzigen Schlitz ersetzt ist. Oder die Figur von Sigmund Freud, der auf einer Stange über eine Gasse in der Altstadt schwingt. Der Kunst Cernys kann man in Prag kaum entgehen.

Cerny Tschechien    Cerny Wenzel

Abseits vom Tourismus

Wer etwas von dem Prag ohne Tourismusströme sehen möchte, ist in der Meetfactory bestens aufgehoben. Außerhalb des Stadtkerns, im Arbeiterviertel Smichov ist das Zentrum für zeitgenössische Kunst und Kultur zu finden. Neben Konzerten, Kino- und Theateraufführungen gibt es hier auch regelmäßig Ausstellungen nationaler und internationaler KünstlerInnen. Das Programm weicht stark vom Mainstream ab, die Meetfactory zählt eher zu den Treffpunkten der alternativen Szene.

Meetfactory

Wer mehr Aufregung braucht findet vielleicht Gefallen an den, in Prag immer bekannter werdenden, „Escape Games“. Dabei lässt man sich mit FreundInnen in einen Raum einsperren und hat eine Stunde Zeit, um Rätsel zu lösen und so den Weg hinaus zu finden. Jedes Spiel hat seine eigene Hintergrundgeschichte, dementsprechend ist der Raum dann eingerichtet. Den ganzen Spaß gibt es in Prag ab € 10,- pro Person. In österreichischen Städten, in denen die Auswahl an Spielen wesentlich geringer ist, zahlt man oft das Dreifache.

Auch interessant ist der Fernsehturm in dem Stadtviertel Zizkov. Nicht nur weil er als das „zweithässlichste Gebäuden der Welt“ gilt, ist er absolut sehenswert, auch schmücken ihn Cernys Babyfiguren, die den Turm hinaufklettern. Neben dem Fernsehturm hat Zizkov auch noch viele Bars und Cafés zu bieten in denen die Preise dank der fehlenden TouristInnen niedrig sind.

Fernsehturm

Seinen Spitznamen „Paris des Ostens“ hat sich Prag definitiv verdient. Die Stadt ist zwar wesentlich kleiner, doch das macht einen großen Teil des Charmes aus. Kein Wunder dass Prag bei Reisenden immer beliebter wird, die Stadt ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 15.04.2024 bearbeitet.

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