Stille Wasser sind tief. Was macht eigentlich Greta Thunberg?

Engagement
Denise Meier / 19.08.2020
Greta Thunberg Instagram Screenshot

Seit 2018 macht sich die 17-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg international für das Klima laut. In letzter Zeit ist es still um sie geworden.

In den letzten beiden Jahren hat sich Greta Thunberg alle Mühe gegeben, Aufmerksamkeit zu erlangen. Aufmerksamkeit, die sie auf die Dringlichkeit ihrer Herzensangelegenheit lenken möchte: Umweltschutz und Klimawandel. Das Mädchen mit den beiden geflochtenen Zöpfen ist in aller Munde, die Medien berichten täglich über die Schwedin. Mit ihren Worten und ihrem Handeln treibt die sie sogar, oder vor allem, alteingesessene Politiker in den Wahnsinn. Doch bleibt in Zeiten von Pandemie und politischen Krisen überhaupt noch Zeit, Raum und Aufmerksamkeit für junge Mädchen, die vom Traum einer besseren Zukunft sprechen?

Anscheinend nicht. Um die Schwedin ist es auffallend ruhig geworden. In den letzten fünf Monaten seit der Ausgangssperre, die Mitte März in Kraft getreten ist, spuckt die Suchmaschine der österreichischen Presseagentur APA nur 27 Meldungen zum Suchbegriff „Greta Thunberg“ aus. Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum 230 Stück. Die Aufmerksamkeit, um die sie in den letzten Jahren so erfolgreich gekämpft hat, hat sich auf einen Bruchteil des Erreichten minimiert. Geschlossene Schulen und Ausgangsbegrenzungen erschweren die Durchführung der Schulstreiks deutlich.

Thunberg hält jedoch nicht still. Sie streikt weiter. Alleine, zuhause, in ihrem Wohnzimmer oder an der frischen Luft, und sie teilt ihr Foto mit ihren 10,6 Millionen Abonnenten auf Instagram. Greta Thunberg streikt seit 104 Wochen, 22 davon vom „Homeoffice“ aus. Obwohl es in Schweden im Frühjahr keine so strengen Ausgangsbeschränkungen gibt wie in vielen anderen Ländern der Welt, ruft sie dazu auf, verantwortungsvoll zu sein und zuhause zu bleiben. Ihre Devise ist in der Pandemie die gleiche wie in der Klimakrise: „Listen to the scientists.“ Hört auf die Wissenschaftler.

Neben distanzierten Schulstreiks und der Benennung einer neuentdeckten Weberknecht- und einer Spinnengattung nach Thunbergs Namen geht während der Covid-19-Krise auch noch einiges an Preisgeld auf das Konto der Schwedin. Eine Million Dollar erhält sie durch den am 20. Juli erstmals vergebenen „Preis für Menschlichkeit“ von der Gulbenkian-Stiftung in Lissabon. Thunberg hofft, dass es ihr hilft, Gutes in der Welt zu tun, sagt sie in einem auf ihrem Twitter-Konto veröffentlichten Video. Sie verspricht, die gesamte Million so bald wie möglich über ihre Stiftung an verschiedene Projekte und Organisationen zu spenden, die sich für ihre Herzenssache einsetzen und den Menschen helfen, die von der Umweltkrise am schlimmsten betroffen sind. Schon im April spendete die 17-Jährige 100.000 US-Dollar an das UN-Kinderhilfswerk Unicef, um jenem im Kampf gegen die Pandemie beizustehen. „Wie die Klimakrise ist auch die Coronavirus-Pandemie eine Kinderrechtskrise“, wird sie von der Organisation zitiert.

Obwohl die Schülerin für dieses Jahr eine Pause in ihrer schulischen Laufbahn eingelegt hat, um sich auf den Klimaschutz zu konzentrieren, geht sie zur Schule. „Es zählt nicht wirklich, aber ich liebe es zu lernen“, verrät sie dem BBC. Auch der Black Lives Matter Bewegung, einem weiteren „Kampf um Gerechtigkeit“, so Thunberg, schließt sie sich an. Es sehe aus, als wäre ein sozialer Knackpunkt erreicht, an dem die Menschen realisieren, dass man diese Ungerechtigkeiten nicht mehr unter den Teppich kehren könne.

Ja, um Greta Thunberg ist es relativ still geworden. Doch auch ohne den ständigen Medienrummel hält das junge Mädchen mit dem Traum einer besseren Zukunft, oder überhaupt einer Zukunft, an ihren Plänen und Forderungen, Zielen und Ansprüchen fest. Spannend ist der Gedanke daran, wie die Schwedin wohl wieder gegen die eine Krise vorgehen wird, wenn die andere Krise einmal abgeklungen ist. Stille Wasser sind bekanntlich tief.

Update: Am 24. September 2020 (5 Tage nach Veröffentlichung dieses Artikels) gab Greta Thunberg auf Twitter bekannt, dass ihre einjährige Schulstreikpause beendet ist. Seit August besucht sie wieder in die Schule. In Schweden beginnt das Schuljahr etwas früher als in Österreich.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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