Wird es je einen Gewinner geben?

Politik
Victoria Frühwirth / 06.11.2020
US Wahlen

Wir schreiben den dritten Tag nach der Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten. Der 46. Präsident der USA sollte längst feststehen – und doch tut er es nicht. Was alles schiefgelaufen ist und wie Trump seinen Sieg erkämpfen will.

Versagen der Wahlprognosen

Dass Joe Biden die US-Wahl gewonnen hat, ist so gut wie fix. Derzeit führt er nämlich mit 253 Wahlleuten zum amtierenden Präsidenten Trump, der bis dato 213 Wahlmänner erhält (Zahlen: cnn.com, Freitag 6. November 7:30 Uhr). In den Staaten Nevada, Alaska, Arizona sowie Georgia, North Carolina und Pennsylvania wurden die Stimmen der AmerikanerInnen noch nicht vollständig ausgezählt. Trotz Bidens Führung zu dieser Stunde kann Trump deshalb noch aufholen – und sogar gewinnen.

Was für Erstaunen sorgt: Wahlprognosen haben einen „Landslide victory“, eine „Erdrutschsieg“, für Biden abgesehen. Und obwohl Meinungsforscher angaben, bei dieser Präsidentenwahl alle Faktoren miteinzubeziehen, die die Wahl beeinflussen könnten, waren die Vorhersagen wieder falsch. Im Jahr 2016 war bei der US-Wahl für PrognostikerInnen ohne Zweifel klar, dass Hillary Clinton die 45. Präsidentin werden würde. Trumps Gewinn damals war ein tiefer Schock – für die ganze Welt. Kann man sich überhaupt noch auf die Wahlprognosen verlassen?

Trump sieht Triumpf

Bei der jetzigen Wahl liegt jedoch der Herausforderer „Joe“ Joseph Robinette Biden in Führung. Dem selbstverliebten und von sich stark überzeugten Donald Trump gefällt das aber gar nicht: Er spricht von Wahlbetrug, ein ehrlicher und gerechter Gewinn Bidens ist ausgeschlossen für den Mann mit Orangenhaut. Trump hat es ausgeklügelt geschafft, seine Fans davon zu überzeugen, dass einzig und allein er der 46. Präsident werden kann. Seine Message verbreitet er seit Wochen und Monaten: Auf Twitter und Wahlveranstaltungen gibt Trump an, dass StimmauszählerInnen die Präsidentenwahl verfälschen und sabotieren würden. Jetzt, wo die Wahl knapp ist, sehen Trump-WählerInnen sich von dessen Behauptungen überzeugt.

Das Ergebnis der US-Wahl steht noch nicht fest, und doch hat Donald J. Trump schon damit geprahlt, eine "Horde von Anwälten" rekrutiert zu haben, um im Supreme Court für seinen Wahlsieg zu kämpfen. Ist der Präsident doch nicht von seinem sicheren Sieg überzeugt, wenn er jetzt schon Juristen einschaltet? Etwas verzweifelt wirkt Trumps Verhalten schon. Seine Klage in Michigan, dass die Stimmenauszählung gestoppt werden soll, damit Biden die Wahl in dem Bundesstaat nicht gewinnt, wurde von einer Richterin abgelehnt. Trump klagte ebenfalls gegen Nevada, es seien viele „illegale“ Stimmzettel gezählt worden. Auf der anderen Seite verlangt das Wahlkampfteam des jetzigen Präsidenten eine Neuauszählung aller abgegebenen Stimmen in Wisconsin. Grund dafür ist Bidens Sieg in dem Staat um knappe 20.000 Stimmen.

Unruhen sind zu befürchten

Auch wenn noch nicht hundertprozentig klar ist, wer in den kommenden vier Jahren über die Vereinigten Staaten regieren wird, so steht eines zu befürchten: Sobald das Ergebnis feststeht, sind landesweite Ausschreitungen und Protesten vorprogrammiert. Sowohl die „Proud Boys“ als auch die „Antifa“ haben Auftritte an verschiedenen Orten des Landes angekündigt.

Es bleibt zu hoffen, dass bei einem Wahlsieg Bidens die Spaltung Amerikas abnimmt und die Vereinigten Staaten wieder das werden, wofür sie bekannt sind: ihre umwerfenden Städte, die emotionale Geschichte und den American Dream.

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