Als ich dachte, ich hätte die Waschmaschine ruiniert

Umwelt
Alina Hauke / 07.03.2018
Wäscheleine

Ich habe mich wirklich bemüht, zuzuhören, doch es wollte mir einfach nicht gelingen. Angestrengt saß ich in der Vorlesung, darauf konzentriert, mich zu konzentrieren. Das Thema war zwar gar nicht so uninteressant, doch manchmal schaltet mein Kopf einfach ab. So hing ich also meinen Gedanken nach, meine komisch-blaue Hose betrachtend, und da kam er mir, der Geistesblitz: Ich könnte eine schwarze Farbe kaufen gehen und meine Hose färben!

Gedacht, getan: nach Ende der Einheit machte ich mich auf den Weg zu einem Drogeriemarkt, wo eine gute Freundin schon einmal eine Textilfarbe gekauft hatte, als ich dabei war. Besagte Freundin gab mir auch den Tipp, dass die Farbe für 600g Textilien reiche und ich vielleicht außer meiner Hose noch andere Sachen färben könne.

Glücklich machte ich mich auf den Weg nachhause - dort angekommen, war ich auch schon fleißig dabei, weitere Kleidungsstücke ausfindig zu machen: ein Schal und ein Sommerleiberl wurden schließlich auserkoren. Um sicherzugehen, dass vom Gewicht nichts signifikant über- oder unterschritten war, wog ich alles mit der Küchenwaage ab: etwa 700g insgesamt befand ich als in Ordnung.

Gespannt las ich mir die Bedienungsanleitung durch und handelte wie folgt:

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Zuallererst entleerte ich das Säckchen mit dem Farbpulver vollends in die Waschmaschine, peinlich bedacht darauf, aufgrund der recht giftigen Bestandteile des Färbemittels ja nichts davon auf meine Finger zu bekommen. Im Endeffekt hatte ich dann doch ein paar Pünktchen auf meiner Hand, die etwas später zu brennen begannen - vielleicht war das aber auch nur psychosomatisch.

Kleine Gewissensbisse plagten mich, denn die Produktion, die Verpackung sowie das Abwasser waren bestimmt keineswegs umweltfreundlich und trugen vermutlich auch soziale Probleme im Herstellungsprozess mit sich. Ich hatte die Farbe aber gekauft, und somit fuhr ich fort.

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Als nächstes gab ich meine zu färbenden Kleidungsstücke (zwei davon recht hell, wie man sieht) in die Trommel, stellte diese auf 40°C Bunt-/Kochwäsche und drückte, etwas skeptisch, auf den Start-Knopf. Stockend begann das Gerät zu laufen.

Während die Waschmaschine also wusch, spülte und schleuderte, begleiteten weitere Gewissensbisse meine Gedanken, diesmal bezüglich der Wasserverschwendung: Färbt man Kleidung, muss die Ladung nämlich nach dem ersten Waschgang erneut mit 40°C (dann aber mit Waschmittel) gewaschen werden; womöglich sogar ein drittes Mal mit 60°C – ohne Inhalt – zur Reinigung. Wuaaah! Beschämt beschäftigte ich mich mit etwas anderem.

Nach einiger Zeit war es soweit: Ende des ersten Waschganges! Tadaaa:

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Diesmal machte ich mich mit Handschuhen ans Werk, die leidvolle Erfahrung der brennenden Hand wollte ich nicht noch einmal erleben. Ein wenig bestürzt über die befleckte Waschmaschine füllte ich das Waschmittel in den dafür vorgesehenen Behälter und programmierte den zweiten Waschgang. Nun begleitete mich die Angst, die Maschine würde nie wieder sauber werden.

Als dieser Schritt im Färbeprozess ebenso vollendet war, öffnete ich neugierig die Wäschetrommel und erfreute mich an ihrem Inhalt: die komisch-blaue Jeans ward schön dunkelblau-schwarz mit hellen Nähten (Kunstfaser-Nähte und -Materialien färbt die Farbe nicht), der weißlich-hellblaue Schal anthrazit-grünlich und das Leiberl statt komisch-rot-weiß nun rot-dunkelblau gemustert, wobei Letzteres sich als am wenigsten zufriedenstellend herausstellte. Die besagten Kleidungsstücke hängte ich auf den Wäscheständer und kehrte zurück ins Badezimmer, wo ich die noch immer äußerst fleckige Waschmaschine voll Unbehagen betrachtete. Ich stellte also tatsächlich den dritten Waschgang mit höherer Temperatur und Waschmittel ein und ging, erneut beschämt, zu anderen Tätigkeiten über.

Leider war das Haushaltsgerät auch nach erneutem Durchspülen nicht sauber - Farbreste hatten sich an der gesamten Trommeloberfläche gesammelt, und ich sah mich schon schrubbend am darauffolgenden Tag. Es war schon zu spät, um damit noch am selben Tag zu beginnen.

So kam es, dass ich nach ausgiebigem Schlaf circa eineinhalb Stunden meines freien Tages damit verbrachte, die Waschmaschine mit Badreiniger zu schrubben, in Angst, jede weitere Wäsche würde von nun an immer etwas Farbe abbekommen. Ich konnte aber erleichtert aufatmen: als ich meine Bettwäsche wusch, gab es zum Glück keine Anzeichen von Schwarz.

Endbilanz: So lala

Eigentlich dachte ich ursprünglich, Kleidung zu färben sei eine gute Alternative zum Kauf von neuem, billigem Gewand (à la „aus Alt mach Neu“), aber ich bin wirklich nicht davon überzeugt. Ich habe die Waschmaschine zwar glücklicherweise nicht ruiniert, dafür aber literweise Wasser verschwendet, die Umwelt auf mehrere Arten verschmutzt und viel Zeit in den Färbeprozess investiert. Da sollte man vielleicht doch beim Secondhand-Laden, Flohmarkt oder Kleidertausch bleiben.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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