Aus der Avocado!

Umwelt
Lara Langer / 16.04.2018
Avocado

Auf Social Media ein Star, unter der breiten Bevölkerung beliebt, außerdem unglaublich reich an Vitaminen, Mineralstoffen und ungesättigten Fettsäuren. Die Avocado ist ein angesehenes Mitglied im Club der Superfoods. Kein Wunder, dass die Nachfrage weltweit steigt, auch in Österreich haben sich die Importe in den letzten Jahren fast verdoppelt. Doch woher kommt die Avocado und ist sie wirklich so makellos wie sie scheint?

Die meisten Avocados kommen aus Mittel- oder Südamerika, doch auch in Indonesien und Kenia wird fleißig produziert. Die steigende Nachfrage ist Anreiz für große Investoren und nicht selten leiden die heimischen Kleinbauern, Bevölkerung und die Umwelt unter den neuen Bedingungen. Für ein Kilogramm Avocado, circa drei Früchten, werden bis zu 1.100 Liter Wasser benötigt, und das in Ländern die auch so schon an Dürren leiden. Ein Extrembeispiel ist die Provinz Petorca in Chile. Dort werden schon seit langem Avocados angepflanzt, aber seit den 90er-Jahren, als die Frucht immer gefragter wurde, haben sich neben den Kleinbauern auch Großgrundbesitzer angesiedelt. Mit drastischen Folgen: Die Flussbetten sind ausgetrocknet, die Pflanzen der Bauern eingegangen, Familien bekommen Wasser mit dem Tanker geliefert, während nebenan tausende Hektar Avocados sprießen. Wie das sein kann? Obwohl sich auch Chile dem UNO-Recht auf Wasser verpflichtet hat, ist es dort seit 1981 in Privatbesitz und somit Wirtschaftsgut. Das Flusswasser wurde durch Pipelines abgezweigt um die Avocado-Plantagen zu bewässern. Dort wo vor 15 Jahren gebadet wurde, ist heute nur Staub und Müll zu sehen. Es muss immer tiefer gebohrt werden um an Grundwasser zu kommen, und trotzdem liegen im Hochsommer teilweise die Brunnen trocken. UmweltschützerInnen,  die sich für das Recht auf Wasser einsetzen bekommen regelmäßig anonyme Morddrohungen, ihre Anzeigen werden meist nicht weiterverfolgt. Die Regierung sieht weg und die Welt freut sich über Avocados.

Das ist nur ein Beispiel der Problematik, die der gestiegene Avocadokonsum mit sich bringt. Bis zu 4.000 Hektar Wald werden jedes Jahr illegal in Mexico gerodet -  um Platz für Avocadoplantagen zu machen. Der Boden leidet unter den Monokulturen, das verbleibende Trinkwasser unter dem Einsatz von Pestiziden.

Dazu kommt noch, dass der lange Transportweg aus Übersee und das Nachreifen in Europa energieaufwändig und umweltbelastend sind. Durchaus ironisch, dass die Avocado, das Statussymbol für bewusste, gesunde und nachhaltige Ernährung, eine furchtbare Ökobilanz hat.

Auch wenn die Verlockung groß ist, etwas das gleichzeitig köstlich und gesund ist zu kaufen, sollten wir die langfristigen Folgen, die diese Anbauweise von Avocados mit sich bringt bedenken. Wir können auf die gesunden Vorteile und den Genuss von Avocados ohne weiteres verzichten, doch die chilenische Bevölkerung kann nicht auf Wasser verzichten und Mexico nicht auf seinen Regenwald. Natürlich ist die Avocado nicht das einzige Übel, das die Ressourcen unseres Planeten ausbeutet aber sie ist eines, dass leicht zu vermeiden wäre, wenn westliche Länder ihren Appetit zügeln und über den Rand ihrer Avocadobrote hinweg schauen.

 

Links:

Der Hype um die Avocado (Standard)

Reportage zum Umweltaspekt des Avocadoanbaus (ARD)

Supferfood-Anbau: Avocado (Die Zeit)

@jugendportal auf Instagram

Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

Partner