Das Fest der Liebe

Leben
Lea Singer / 14.12.2017
Holzbrett mit ausgeschnittenem Stern und dahinter eine Kerze

Angefangen hat alles mit einem Kind, in einem Stall mit seinen Eltern. Stellt man sich dieses Bild vor, kann das idyllisch, abenteuerlich, angsterregend oder chaotisch sein. Das Bild, das wir jedes Jahr zu Weihnachten in der Krippe sehen, wird wohl nicht ganz der Realität entsprechen. Gut, Neugeborene sind meist eher schläfrig und noch nicht ganz so aktiv wie mit ein paar Monaten. Im vermutlich doch recht kalten Stall hätte ein normales Baby aber wahrscheinlich schon Gründe gefunden, sich die Seele aus dem Hals zu brüllen. Da wir hier aber vom Sohn Gottes sprechen, kann es schon sein, dass er die neuen Eindrücke auf der Welt etwas gelassener nahm. Gelassen und glücklich ist auch Marias Gesichtsausdruck bei den meisten Krippenfiguren. Naja, dass sie gelassener als vor der Geburt ist, ist durchaus verständlich. Aber eine Mutter, die völlig entspannt ihr neugeborenes, erstes Kind in der Hand hält, während sie gerade in einem Stall sitzt, wo nur ihr Verlobter, der nicht der Vater des Kindes ist, und zwei Ochsen bei ihr sind, muss starke Nerven haben. Obwohl, als Mutter Gottes könnte sie ihre Ruhe wohl auch aus dem Glauben schöpfen.

Sicher ist aber, zumindest unsereins wäre damals im Stall ausgeflippt. Zumal es bei den Menschen heute weit weniger braucht, um sie aus der Ruhe zu bringen. Weihnachtseinkäufe zum Beispiel. Was soll man als armer Schüler oder arme Schülerin groß schenken? Man könnte zwar etwas basteln, dafür fehlt neben den vielen Schularbeiten und Prüfungen oft die Zeit. Die Eltern sind auch nicht mehr ansprechbar. Während die Mutter nur noch über das Weihnachtsessen spricht, bei dem alles perfekt sein muss, damit die Schwiegermutter nichts zu beanstanden hat, regt sich der Vater auf, dass keiner seinen selbstgeschlagenen Weihnachtsbaum entsprechend würdigt.

Der ganze Wirbel um Weihnachten führt schon zu sehnsüchtigen Blicken in die Krippe. Ach, denkt vielleicht so manche/r, hatten die es gut in ihrem ruhigen Stall.

Im ruhigen Stall. Aber so friedlich, wie es in den Krippen dargestellt wird, war es wahrscheinlich doch nicht. Doch wenn man nach langer Suche endlich einen Ort für die Geburt des Sohnes gefunden hat, würde es einen wahrscheinlich auch nicht stören, wenn die Weihnachtspost erst ein paar Tage später abgeschickt wird.

Jeder hat im Leben andere Herausforderungen und Prioritäten.

Manche haben große Freude, wenn sie ein passendes Weihnachtsgeschenk finden, während sich heute wie damals andere über eine gute Geburt trotz schwieriger Umstände freuen.

Weihnachten ist das Fest der Liebe. Daher ist die Erwartungshaltung vor dieser „schönsten Zeit im Jahr“ besonders hoch. Gerade diese Erwartungshaltung macht das Fest für einige zur Qual. Probleme in der Familie, mit FreundInnen oder in der Beziehung gehen vielen Menschen rund um die Weihnachtszeit besonders nah. Auch wenn es für die Betroffenen sicher sehr schwer ist, braucht es doch eine Zeit, in der man sich intensiver mit sich, aber vor allem mit seinen Mitmenschen auseinandersetzt.

Jeder hat im Leben andere Herausforderungen und Prioritäten.

Es ist sicher gut, sich einmal mit diesen Herausforderungen seiner Nächsten zu beschäftigen. Sei es, weil man für ihn oder sie nach dem passenden Geschenk sucht.

Die Weihnachtszeit ist heute sehr hektisch geworden. Es besteht die Gefahr, von einem Geschäft ins Nächste, oder von einer Weihnachtsfeier zur anderen zu laufen.
Nur, ist sie das wirklich erst geworden? Sind nicht auch Josef und Maria von einer Herberge zur nächsten gelaufen? Auch damals waren die Zeiten hektisch. Schlussendlich hat ihnen ein Wirt zumindest einen Stall gegeben. Dort hatten Josef und Maria nichts außer sich und ihren Glauben.

Man mag vom Glauben halten was man mag. Aber Weihnachten ist das Fest der Liebe. Gerade zu dieser Zeit sollte man vielleicht öfter über seine Rolle im Leben anderer nachdenken. Ob man der Wirt sein will, der die Tür vor der Nase zuschlägt, oder der, der seinen Stall hergibt, oder vielleicht sogar jemand, der die Bedürftigen begleitet.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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