Das geht mich doch nichts an

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Fabienne Gruber / 31.08.2017
(c) pixabay

Plötzlich geht das Licht aus! Lukas sitzt im Halbdunkeln. Hinter ihm scheinen noch die Lichter der Großstadt. „Gut, dann muss es ein interner Stromausfall sein.“, denkt er. Doch Lukas merkt bereits, wie es immer dunkler um ihn herum wird. Verwirrt dreht er sich zum Fenster und blickt auf seine Heimatstadt. Er kann es nicht glauben! Mehr und mehr geht das Licht aus und seine Heimat verschwindet im Dunklen...

 

Hey, das kommt mir doch irgendwie bekannt vor!

Stimmt! Hierbei handelt es sich um den Anfang der Amazon Erfolgsserie „You Are Wanted“, die im März online ging.

Die Serie, bestehend aus 6 Folgen, spielt in der Hauptstadt Deutschlands. Nach einem stadtweiten Stromausfall gerät Lukas Franke, Vater, Ehemann und Hotelmanager, unter Verdacht, ein Terrorist zu sein. Die Polizei findet nach und nach immer mehr Hinweise: Fingerabdrücke auf Tatwaffen, Videoaufzeichnungen und Verbindungen zu einem Hackernetzwerk.

Dem Zuschauer der Serie ist jedoch von Anfang an bewusst, dass der Protagonist unschuldig ist.

Lukas bekommt anonyme Nachrichten und wird unter Druck gesetzt. Geld verschwindet von seinem Konto, Bestellungen werden abgeliefert, die er jedoch nie in Auftrag gegeben hat.

Jedoch glaubt ihm niemand! Auch seine Frau wird zunehmend skeptischer und wendet sich mehr und mehr von ihm ab.

Er gerät immer mehr ins Fadenkreuz der Polizei. Als dann noch Antidepressiva bei ihm gefunden werden, scheint alles aus dem Ruder zu laufen...

 

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Lukas Franke, gespielt von Matthias Schweighöfer, wird ein Opfer unserer Gesellschaft. Er verkörpert den Ernstfall, den, laut der Serie, jeden von uns treffen kann. Sofern man die öffentlichen Netzwerke wie Facebook, Instagram oder Twitter verwendet.

Hacker können heutzutage alles mit unseren Daten anfangen, die wir ins Internet gestellt haben. Doch das ist auch nichts mehr Neues. Nach dem Vorfall Snowdens im Jahr 2013 hätte man meinen können, die Gesellschaft wird dadurch sensibilisiert und achtet nun mehr und mehr darauf, die eigenen Daten zu schützen.

Doch was passierte? Immer mehr Daten gelangen tagtäglich in die öffentlichen Netzwerke und sind somit zugänglich für alle.

  

„Ach was, meine Daten können doch nur meine Freunde sehen, die sind eh alle geschützt!“

Solche Sprüche wie diese, haben vielleicht noch vor ein paar Jahren gezogen, doch 2017 ist alles möglich.

Nehmen wir das Beispiel Lukas'. Von seinem Konto verschwindet plötzlich eine hohe Summe Geld, die er anscheinend irgendwo ausgegeben hat.

Jeden Tag bestellen mehrere Millionen Menschen etwas online und geben somit ihre Bankverbindungen preis.  

 

„Ja, gut! Ich sollte mehr auf meine Daten achten. Aber ich kann meine Daten ja auch einfach mit meinem Fingerabdruck sperren. Das klappt super mit meinem Handy!“

Lukas' Fingerabdrücke wurden auf einer Tatwaffe gefunden, mit der er anscheinend jemanden ermordet hat. Laut seiner eigenen Aussage, habe er die Tatwaffe weder in der Hand gehalten, noch habe er sie jemals gesehen.

Jedes Jahr kommen immer mehr neuere, bessere Smartphones auf den Markt. Sie ermöglichen uns alles einfacher zu bedienen. Oder andersherum: Es wird für Fremde einfacher, uns zu bedienen.

 

Viele werden jetzt denken, sie übertreibt. Die hat doch nur so eine Filmproduktion gesehen, verteufelt nun alle elektronischen Geräte und außerdem gibt es doch genug Firewalls, die so Hackerangriffe abwehren können!

Seit einigen Wochen treibt die Hackergruppe „WannaCry“ zunehmend ihr Unwesen. Laut dem „Spiegel“ gilt sie als der größte Hackerangriff mit anschließender Erpressung.

Auf Anzeigetafeln wurden Lösegeldforderungen der Erpressergruppe angezeigt. Und das nicht in Amerika, nein, wir sprechen hier von Deutschland!

Wer dahinter steckt, kann man nicht genau sagen, doch nach tagelanger Recherche wurde bekannt, dass der Ursprung dieser Gruppe wohl in Nordkorea liegt.

Ob es sich dabei um die bereits vorhandene „Lazarus-Gruppe“ handelt, ist nur eine Vermutung. Die Hacker der „Lazarus-Gruppe“ haben vor drei Jahren einen Angriff auf Sony verübt und sind angeblich auch verantwortlich für die Attacke gegen die Zentralbank in Bangladesh vom vergangenen Jahr.

  

„Aber das alles, das betrifft doch nur große Firmen und so. Das betrifft doch das Leben von Einzelpersonen nicht!“

Naja, zumindest wenn man in Berlin wohnt und die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen will, dann ist man betroffen.

Vor wenigen Wochen wurden Ticketautomaten gehackt und somit konnte man im Berliner Nahverkehr keine Tickets mehr an den Automaten ausdrucken. Die Angestellten an den Schaltern mussten Leistungsarbeit verrichten!

Auch in Stuttgart wurden Anzeigetafeln am Hauptbahnhof gehackt, Tickets konnte man nicht mehr ausdrucken, ja selbst die Überwachungskameras fielen aus.

Oder nehmen wir den Vorfall vom Hauptbahnhof Washington D.C. - Auf allen Werbebildschirmen wurde minutenlang ein Porno gezeigt!

 

Die jüngsten Vorfalle zeigen, dass wir alle davon betroffen sind.

Kriege müssen heutzutage nicht mehr mit Bomben oder Schusswaffen betrieben werden. In der onlinen Welt, in die wir uns jeden Tag begeben, wird eine ganz neue Art des Krieges geführt. Und wir alle stecken mit drin, ob wir wollen oder nicht!

Ganz plötzlich kann dann das Licht aus sein, doch den Schalter hat keiner von uns betätigt.

 

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Vielleicht ist die Serie „You Are Wanted“ etwas übertrieben. Man darf ja nicht vergessen, dass damit Profit gemacht werden will. In Filmen wird ja immer mehr Drama gemacht, damit die Zuschauerzahlen steigen.

Und auch ich benutze tagtäglich mein Smartphone, zwar hat das keinen Fingersensor, und das neueste ist es auch nicht, doch darauf findet sich auch ein Instagram und Pinterest Account!

Meinen Laptop brauche ich auch jeden Tag. Für die Uni, fürs Schreiben oder einfach zum Musikhören. Aber ehrlich gesagt, mittlerweile habe ich meine Webcam zugeklebt!

Außerdem bin ich ein begeisterter Kunde von Online-Geschäften! Zwar bestelle ich nicht alle paar Tage, doch auch ich habe meine Bankverbindungen hergegeben.

 

Mit diesem Artikel wollte ich niemandem Angst machen und auf keinem Fall alle zu einem Steinzeitleben zwingen! Smartphones, Laptops, Internet, Onlinebanking -  all das ist echt klasse und erleichtert uns das Leben zunehmend, doch vielleicht sollte sich jeder mal die Frage stellen, wie viel davon brauche ich wirklich? Muss mein Laptop mit der integrierten Webcam, die zwar augenscheinlich ausgeschaltet ist, in meine Richtung gedreht sein, wenn ich mich umziehe? Muss ich mein Handy ständig mit rumtragen? Oder müssen alle meine Selfies auf Instagram gepostet werden?

Ich denke, wir alle sollten wachsamer mit unseren täglichen Begleitern umgehen und Hackerangriffe kritischer sehen.

Aber mal abgesehen davon, freue ich mich auf die Fortsetzung der Thrillerserie mit Matthias Schweighöfer, doch um ehrlich zu sein:

 

Lukas Franke hat mich zum Nachdenken gebracht. Dich auch?

 

Links

Trailer der Serie                                                                   

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