Der österreichische Film – am Aufsteigen oder Verschwinden?

Kultur & Events
Mona Harfmann / 30.01.2017
(c) Stefan Ruzowitzky

RegisseurInnen sind für mich absolute Genies. Kaum einer vermag es, sein Publikum so zu beeinflussen und zu berühren wie jene berühmt-berüchtigten FilmemacherInnen.

Dass hierbei hauptsächlich von Hollywood die Rede ist, ist ein offenes Geheimnis. Doch wie steht es eigentlich um regionale Filmproduktionen? Alle paar Jahre fällt ein österreichischer Name bei den Oscar-Nominierungen; hin und wieder ist etwas Gutes dabei. Von einer anhaltenden guten Welle, geschweige denn individuellen Genres kann hier kaum die Rede sein.

 

Was Meryl und Ryan gemein haben

Ich und meine Youth Reporter-Kolleginnen ergattern Plätze in einer der ersten Reihen des überschaubaren Votivkino-Saals, von wo aus wir Ruzowitzky gut sehen und mit ihm kommunizieren können. Er wirkt authentisch, nimmt sich zurück wenn es sein muss und spricht von seinen Filmen zwar im Wissen, Erfolg damit zu haben, jedoch ohne großartige Verschnörkselungen und Prahlereien – mehr wirkt er wie jemand, der seinen Beruf gerne ausübt und genauso gerne darüber redet. Hin und wieder lässt er lässig den Namen Eric Bana oder Olivia Wilde fallen, und ich versuche zwecks Seriosität Fragen wie „Hat er diese traurigen Bambi-Augen auch im Real Life?“ zurückzuhalten. Ruzowitzky ist einer der wenigen ÖsterreicherInnen, der zusätzlich zu seiner Leistung, für einen Oscar nominiert zu werden, auch tatsächlich einen bekommen hat - und zwar für Die Fälscher im Jahr 2008. Seitdem hat sich viel getan im Filmbusiness, eines ist aber gleich geblieben: ÖsterreicherInnen gehen lieber für amerikanische Beaus wie Ryan Gosling oder Dauerbrenner wie Meryl Streep ins Kino als für deutsche Erfolgsgaranten wie Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer. Und die ÖsterreicherInnen? Die haben Glück, wenn sie überhaupt ins Kino kommen und dort dann auch tatsächlich ein paar Wochen bleiben dürfen. Zum Vergleich: Einen durchschnittlichen österreichischen Kinofilm sehen sich um die 10.000 Leute an, amerikanische Produktionen wie Star Wars oder Zoomania finden sich immer in den Top 10 und locken zwischen 300.000 und 600.000 Menschen in die Kinos - und das hat viele Gründe.

 

Mainstream Publikum

„Die Österreicher sind zum größten Teil Mainstream-Kinogänger“, ist sich der Regisseur und Drehbuchautor sicher. „Die meisten gehen ins Kino, schauen welche Namen sie kennen und gehen dann in diesen Film.“ Genau dieser amerikanische Mainstream sei es, mit dem er konkurrieren wolle; doch ist das nicht irgendwie widersprüchlich? Ich frage ihn, wie er mit dem Markt konkurrieren möchte, der seinem Zielpublikum doch augenscheinlich am besten gefällt, und er antwortet ehrlich: „Das ist tatsächlich schwierig, denn ein wirkliches Genre gibt es in Österreich nicht. Und das Publikum sieht Mainstream eben am liebsten.“ So gilt es also, trotz (oder gerade wegen) dem bereits beschriebenen Konkurrenzverhältnis zu den Amis, sich deren Marketingstrategien in puncto Filmneuerscheinungen zumindest teilweise anzueignen. Für Die Hölle gibt es nun also Teaser und Trailer und alle möglichen, englisch betitelten Filmauszüge unter drei Minuten, den Soundtrack dazu findet man auf den Kanälen diverser (durchaus namhafter) Interpreten auf YouTube. Sammy Sheik, bekannt aus Filmen wie American Sniper, Lone Survivor oder Transformers mimt den Antagonisten, Tobias Moretti und Robert Palfrader sorgen für Vertretung österreichischer Bekanntheiten und Hauptdarstellerin ist die – noch – unbekannte Violetta Schurawlow. Eine interessante Kombination an SchauspielerInnen findet sich also in der Besetzung – und verhilft der Hölle vielleicht zum Durchbruch?

 

(c) Mona Harfmann

 

Es keat afoch mehr gfümt bei den Ösis

Fakt ist: Um sich wirklich entfalten zu können, braucht der österreichische Film ein Publikum – uns! Nur wenn wir dem Unbekanntem, weniger verbreiteten SchauspielerInnen und ProduzentInnen tatsächlich die Chance geben uns zu überzeugen können wir es auch irgendwann werden. Also: Geht ins Kino, kauft DVDs, unterstützt die heimische Filmindustrie. Und das heißt natürlich nicht, dass ihr euch jede Bergdoktor-Kinoadapation oder Hansi Hinterseer Wandertour (was soll diese Mischung aus Pilgern, Walken mit Mitte 40-jährigen Singles und epischem Gesang eigentlich darstellen?) geben müsst.

Mein Tipp: Neben Die Hölle könnt ihr Schauspieler, Kabarettist und Regisseur Josef Hader ab Februar im Kino in Wilde Maus bewundern – Österreichs diesjährigem Berlinale-Beitrag.  

Hier der Trailer zum aktuellen Film von Stefan Ruzowitzky. Scary!

 

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 26.04.2024 bearbeitet.

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