Introversion: Wenn ich allein bin, dann geht es mir gut.

Leben
Anna Lena Bramreiter / 26.04.2018

Introversion ist der Gegenpol von Extraversion. Introvertierte Charaktere wenden ihre Aufmerksamkeit und Energie stärker auf ihre Innenwelt. So viel zur Definition. Auch wenn oft betont wird, dass Introversion nicht mit Schüchternheit gleichzusetzen ist, gibt es doch viele Missverständnisse.

Christina ist introvertiert. Bereits in der Volksschule verbrachte ihre freien Sommer die meiste Zeit alleine. Als „schüchternes Kind“ würde sich Christina aber nicht bezeichnen.

„Ich hatte einfach weniger Lust mit den Kindern zu spielen. Beim Lesen von Büchern fühlte ich mich wohler. Wenig Freunde hatte ich nicht, nein das würde ich nicht sagen.“

Die junge Frau hatte auch keine Probleme mit Gleichaltrigen zu reden. Doch hatte sie die Wahl, entschied sie sich in den meisten Fälle für die Zeit alleine. Zu stören begann ihre zurückhaltende Art erst in der Pubertät, als alle Freundinnen begannen auf Partys zu gehen. Christina hat auch die eine oder andere durchtanzte Nacht hinter sich, doch meist sagte sie eine Stunde vor Partybeginn ab und zog ihren Pyjama an. Einige Freundschaften litten unter diesen Umständen. „Dies waren dann eben keine echten Freundschaften“, reflektiert die Studentin heute.

Muss Christina einen Vortrag auf der Uni halten, präsentiert sie sich sicher und ruhig. Reden kann sie vor einer Menschenmenge, denn nicht jede introvertierte Person tut sich schwer mit Präsentation. Wird Christina auf einer Feier oder bei einem gemütlichen Treffen neuen Leuten vorgestellt, wirkt sie äußerlich gelassen. Innerlich aber brodelt es, Hitze steigt langsam den Fingerspitzen entlang in den Kopf, und löst einen unangenehmen Angstschweiß aus.

Christina würde sich nie in den Mittelpunkt drängen, wenn sie nicht muss. „Ich beobachte einfach lieber Situation. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis habe ich daher auch den Ruf, eine gute Ratgeberin zu sein. Da ich bereits mit sehr vielen unterschiedlichen Bekannten geredet habe, kenne ich viele unterschiedliche Ansichten und habe das Gefühl, die persönliche Lage des anderen besser nachvollziehen zu können.“

Was die junge Frau stört, sind die vielen Vorurteile, die man gegenüber Intro- und Extraversion hat. „Vereinfacht gesagt heißt es doch: Den Extravertierten gehört die Welt und die Introvertierten sehen dabei zu.“ Dabei finden sich immer mehr Introvertierte in Führungspositionen, weil sie Unternehmen aufgrund sozialer und intellektueller Fähigkeiten besser leiten können. Aber der Weg bis zur Spitze ist steinig, wie Christina erzählt: „Ich arbeite neben meinem Studium und mir ist aufgefallen, wenn Vorgesetzte Introvertierte anschnauzen, wehren sich diese seltener. Ich bin aber nicht sicher, ob man das wirklich nur auf diese Eigenschaften zurückführen kann. Manchmal ist es auch Erziehungssache, ob man zurückredet oder nicht.“

Die junge Studentin nippt an ihrem Getränk und lacht, als sie erzählt bekommt, dass sie beim ersten Treffen eigentlich sehr selbstbewusst gewirkt hat. „Ja, ich glaube diese Eigenschaften sind für viele nicht ersichtlich, sind doch viele Menschen gute Schauspieler*innen.“ Was sie heute noch vorhabe? Sie zuckt die Schultern. Vielleicht was mit Freund*innen machen, vielleicht auch nicht. Aber das neue Buch von Daniel Kehlmann wartet Zuhause darauf, gelesen zu werden.

Wie bereits C. G. Jung erkannt hat: Es handelt sich bei Extra- und Introversion um bestimmte Neigungen, kaum jemand ist „nur“ in sich gekehrt oder extrovertiert. Wichtig ist, dass man für sich selber weiß, was man braucht um seine Energie aufladen zu können: Das Alleinsein oder den Lokalbesuch mit Freund*innen. Egal welches von beiden man braucht: Keine Aktivität ist besser oder schlechter. Nehmt euch Zeit für die Aktivitäten und Menschen, die euch guttun! Was in euch ein unwohles Gefühl hervorruft, sollte gemieden werden. Auch introvertierte Menschen sind gerne in Gesellschaft genauso wie Extrovertierte Zeit für sich brauchen.

 

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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