Lehre, Alltag, TikTok

Leben
Bernadette Danklmayer / 15.07.2021
Nadine Pircher

Wie es ist, schon mit jungen Jahren auf Social Media über eine große Followerschaft zu verfügen, verrät die Steirerin Nadine Pircher. Unter dem Namen @dead.barbie zählt Pircher aus Öblarn in der Steiermark mit ihren 17 Jahren schon über 99 000 Follower und 7,5 Millionen Likes auf der Videoplattform TikTok sowie fast 8 300 Abonnenten auf ihrem Instagramprofil @nadine.pircher. Im Interview erfahren wir über das Leben der angehenden Kunststofftechnikerin, von ihrem Einstieg in Social Media, ihrem Alltag und Ratschlägen für eine Karriere in den sozialen Medien.

Am Anfang stehen 0 Follower

Vor etwa zweieinhalb Jahren begann Pircher erstmals Kurzvideos auf der Plattform TikTok zu posten. Anfangs hatte sie keine große Followerschaft und ihr Account ist nur langsam gewachsen: „Ich habe mir auch eigentlich nichts Großes erwartet.“ Dann sind einige Videos viral gegangen: „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so viele Follower haben würde. Eigentlich habe ich immer auf andere Profile geschaut und mich gewundert, wie die so viele Follower bekommen haben.“

Als ein Video plötzlich über 10 000 Likes erhält, war die 17-jährige positiv überrascht. Pircher stellt jedoch den Spaß, der mit der Videoerstellung verbunden ist, über die Anzahl der Views und Likes: „Wenn ein Video einmal nicht so viele Likes bekommt, stört mich das nicht, dafür bekommt ein anderes dann wieder mehr.“ Damit man im Bereich Social Media Erfolg hat, müsse man auf jeden Fall Lust darauf haben.

„Ich denke, wenn man zwanghaft versucht, Content zu produzieren, sehen die Follower das.“

Für Pircher braucht es eine gewisse Leidenschaft: „Die Motivation sollte von sich selbst ausgehen und nicht, weil man fame werden will. Man sieht in den Videos, wer auf Geld aus ist und wer es gerne macht.“

Lehre, Alltag, TikTok

Pircher verbringt etwa ein bis zwei Stunden pro Tag auf TikTok, entweder zur Videoerstellung oder um Inspiration zu finden. Meistens komme es darauf an, ob sie gute Sounds für ihre Videos entdeckt, in welcher Tagesverfassung sie sich befindet und wie motiviert sie ist.

Ihr normaler Tag als Kunststofflehrling und als TikTokerin startet früh: Um 4:30 Uhr steht Pircher auf, um 5:00 Uhr fährt sie in ihren Lehrbetrieb. Dort arbeitet sie bis zum frühen Nachmittag, kommt nachhause, isst und besucht Freunde. Am Abend und im Laufe des Tages erstellt sie Videos für TikTok und macht Fotos mit Freunden für ihr Instagramprofil. Den Abend gestaltet sie meist mit Essen und Netflix oder der erneuten Contentproduktion.

Auf die Frage, wie man Lehre, Alltag und TikTok Karriere unter einen Hut bringt, antwortet Pircher, dass sich alle Komponenten gut vereinbaren lassen würden: „Weil ich nur bis 14 Uhr arbeite, habe ich fast den ganzen Nachmittag frei und kann mir alles so einteilen, dass es sich zeitlich ausgeht.“

Auch an ihrem Arbeitsplatz weiß jeder Bescheid, dass sie auf TikTok etwas bekannter ist: „In der Firma macht sich keiner lustig drüber. Ein bisschen peinlich ist es nur, wenn ich mit Leuten unterwegs bin und jemand dann genau neben mir die Videos ansieht. Das ist noch etwas unangenehm. Aber es passt gut.“, so die zielstrebige Steirerin.

Mehrere Plattformen nebeneinander

Pircher nutzt ebenso die Plattformen Instagram und Snapchat und spricht sich über die Verteilung von Content aus. Da sie gerne Fotos mache, postet sie auch regelmäßig auf Instagram: „Ich bin sehr wählerisch, was meine Fotos betrifft. Die müssen perfekt passen, bevor sie in den Feed auf Instagram kommen. Bei TikToks ist es nicht so genau, dort kann ich relativ viel hochladen.“

Als Nische würde sie sich Pircher nicht bezeichnen. Sie habe einen bestimmten Typ und erstelle ihre Videos meist, wie sie sich gerade fühlt. Lange Zeit hat sie Transitionvideos (Styleveränderung, oder Cuts mit sauberen Übergängen, um ein variationsreiches Video zu erstellen) gemacht, was zurzeit aber kein Trend mehr ist. Häufig schreibt sie sich Erlebtes aus Ihrem Alltag auf und sammelt Gedanken, wie sie daraus ein Video machen kann. Direkte Vorbilder habe die Steirerin nicht, nur Personen, die sie verfolgt, wie beispielsweise die amerikanische TikTokerin Avani (34,4 Millionen Follower). Sie sei ein gewisses Vorbild in Pirchers Contenterstellung. Sie schaut sich ihre Bilder und Videos an und evaluiert dann, was gut ankommt.

TikTok als Haupberuf?

Nadines Hauptmotivation sei es jedoch, auf Social Media Spaß zu haben. Zur Frage „Social Media hauptberuflich“ antwortet sie folgendermaßen: „In Österreich ist es derzeit noch sehr schwierig mit TikTok Geld zu verdienen.“ Laut ihr sei es in anderen Ländern mit der entsprechenden Followerzahl durchaus möglich, jedoch würde der Tiktok Creator Fund (Möglichkeit durch Videos Geld zu verdienen und eine größere Reichweite zu erhalten) in Österreich nur ausgewählten Influencern vorbehalten sein. „Das ganze muss sich noch entwickeln. Natürlich wäre es cool, TikTok hauptberuflich zu machen, aber derzeit kommt das bei mir noch nicht infrage.“

Auf Instagram hat die junge Steirerin jedoch schon mit gesponserten Beiträgen gearbeitet: Eine fast einjährige Kooperation mit einem namhaften Handyzubehörhersteller, eine Kooperation mit einem Unternehmen, für farbige Kontaktlinsen, sowie eine dreifache Kooperation mit einer Beautyfirma. In den meisten Fällen offeriert sie ihren Followern Rabattcodes, wovon sie im Gegenzug einen Prozentsatz der verkauften Produkte bekommt.

Lehrabschluss geht vor

Pircher hofft, dass es mit ihrer Karriere auf Social Media weiterhin bergauf geht, und wünscht sich, die Lehre gut abzuschließen. Als nächstes Ziel möchte sie vielleicht die Lehre mit Matura machen. Pirchers Traum wäre es, in naher Zukunft woanders hinzuziehen: In eine Stadt, vorerst eventuell nach Berlin und dann nach Kanada.

Zum Abschluss verrät Pircher noch ihr Lebensmotto, welches sich in ihrer Art und in ihren Videos widerspiegelt: „Du lebst nur einmal, mach das, was dir Spaß macht und schau nicht darauf, was die anderen Leute darüber denken könnten.“

“Mein Ratschlag ist, wenn ihr gerne TikToks macht und seht, dass sich Leute aus eurer Klasse drüber lustig machen, muss euch das egal sein. Irgendwann erinnert sich keiner mehr an das und wenn ihr durch euer Hobby wirklich groß werdet, dann hat sich alles ausgezahlt.“

 

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 26.04.2024 bearbeitet.

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