Ok, kennt eigentlich noch irgendjemand Marco Wagner? Nein? Keine Sorge ihr habt absolut nichts verpasst. Manch einer kann sich vielleicht noch an die Sketch-Videos des steirischen „Facebook-Stars“ erinnern, die man sich in der Schule gegenseitig geschickt hat. Ja, damals fand man es witzig, wenn ein Marco Wagner mit einer Regentonne beim McDonalds auftaucht um Cola „nachzufüllen“. Sein neuestes Video ist aber weit von witzig entfernt und ein erneuter Griff ins Klo. Und wir wissen mittlerweile alle wie gefährlich so ein Klo sein kann. Man weiß nie, was einen beißt.
Ja, ich war auch überrascht, als ich auf das Video aufmerksam gemacht worden bin. Zum einen, dass besagter „Facebook-Star“ immer noch aktiv Videos macht und zum anderen, welchen „Inhalt“ das Video hat. Grund des Videos sind die aktuellen Debatten um die Regenbogenfahnen bei der Fußball Europameisterschaft. Bereits in der Beschreibung und im Video selbst verkündet Wagner er sei „stolz, ein Hetero zu sein“ und läuft dann mit einem selbstgebastelten Schild mit der Aufschrift „Wir san HETERO“ auf die Straße. Weiters sagt er, er wäre dabei, wenn ein solcher Aufmarsch in Graz oder Wien stattfinden würde.
„Ich habe ja nichts gegen die Leute, aber…“
Wir wissen alle, dass solche Sätze meistens nicht gut enden. Wagner toleriere das Ganze auch, weil er habe sich das „bei der EM auch anschauen müssen„, fragt sich aber, ob sein „Stolz zu seiner Sexualität auch toleriert wird“. Weil er „nicht will, dass die Heterosexuellen bald die Minderheit sind“. Ja. Hat er so gesagt.
Dass heterosexuelle Menschen aber nie aufgrund ihrer Sexualität benachteiligt, aufs übelste beschimpft und in manchen Ländern getötet werden, ist anscheinend nicht bei ihm angekommen. Bei der „Regenbogen-Bewegung“, wie er sie nennt, geht es nicht darum, die armen Heteros zu verdrängen und deren Rechte zu stehlen. Sondern es geht um Gleichberechtigung für die queere Bevölkerung, die offensichtlich immer noch nicht da ist, die es offensichtlich noch immer nicht gibt. Marco Wagners Video ist einmal mehr Beweis dafür.
Viel Kritik und ein Statement das nichts besser macht
Seit diesem Video erntet Marco Wagner berechtigte Kritik und anscheinend auch sehr viele Beleidigungen in seinen Privatnachrichten, weshalb er sich einen Tag später genötigt fühlte, ein „Statement“ rauszuhauen. Wer sich jetzt Einsicht und eine Entschuldigung erhofft hat, wird bereits im zweiten Satz enttäuscht. Im Gegenteil. Das Statement macht das Ganze nur schon schlimmer. Er bleibt bei seinen Aussagen und unterstreicht diese mit weiteren fragwürdigen Denkansätzen. Das traurige dabei: er bekommt tatsächlich in den Kommentaren Zustimmung und Danksagungen. Sein „Outing“ als „stolzer Hetero“ hat für mich die gleichen Vibes wie die ganze „superstraight“-Geschichte. Und das sind keine guten Vibes.
Ungarn zeigt (leider) wie weit wir von Gleichberechtigung entfernt sind
Wie weit wir von einer „Unterdrückung der Heteros“ entfernt sind, zeigt ein sehr aktuelles Beispiel. Am vergangenen Donnerstag ist das umstrittene Homosexuellen-Gesetzt in Ungarn in Kraft getreten und hat bereits ihr erstes Opfer gefordert. Ein Verlag hat ein Kinderbuch herausgebracht, in dem es um eine Familie mit gleichgeschlechtlichen Eltern geht. Der Verlag muss jetzt umgerechnet € 700,- Strafe zahlen, da ein „Warnhinweis“ fehlte, dass in dem Buch nicht die „traditionellen Geschlechterrollen“ abgebildet werden, sagte der Leiter des Regierungsamts für den Bezirk Pest Richard Tarnai. Sowas passiert nun mal mit Büchern, in denen heterosexuelle Paare vorkommen, nicht. Und das ist noch ein harmloseres Beispiel.
Ob man darauf auch stolz sein kann? Eher nicht. Mal schauen, wie sehr eine kritischer Meinung wie diese von Marco Wagner „toleriert“ wird.