Tel Aviv

Youth Reporter in Israel
Lizanne Daniel / 26.10.2017
Störer: 
Anflug auf Tel Aviv
Der Taxifahrer drückt den Knopf und dreht am Lautstärkenregler. Israelische Beats pulsieren durchs Auto, israelische Wortfetzen prallen von den sonnengewärmten Fensterscheiben ab. Der Nachrichtensprecher zischt und faucht und sprudelt und scheint die vor Emotion überquellenden Wörter schier auszuspucken. Welche Emotion es ist, die ihn zu seinen Wörtern bewegt, weiß ich nicht. Denn die Sprache ist fremd und verliert in meinen Ohren ihre Bedeutung.
 
Ich beobachte im Rückspiegel den Blick des Fahrers, wie er mit geübter Zielsicherheit über die Straßen huscht und sich seinen Weg durch hupende Autos bahnt, vorbei an wild gestikulierenden MitstreiterInnen – ihrerseits eigene Ziele anstrebend.
Meine Kontaktlinsen brennen vom vierstündigen Flug, meine Kehle brennt vom Durst. Heute Morgen war mein Pulli zu kalt für österreichische Frühtemperaturen, jetzt schwitze ich in Tel Avivs Nachmittagssonne.
 
Zusammen mit vier anderen Youth Reporters und unseren Betreuerinnen Ursula, Natalie und Gabriele durfte ich heute Kontinent, Zeitzone und Sprachregion wechseln. Sechs Tage Israel heißt unser Abenteuer. Und das ist es wirklich, ein Abenteuer. 
 
Die ersten israelischen Straßen, die ich entlanggehe, scheinen in ihren Extremen zu explodieren. Es ist die Gegensätzlichkeit, die jedes Gebäude, jedes Café und jedes Geschäft zu bewohnen scheint, mir an jeder Ecke in bunten Farben ihre eigene kleine Geschichte zuruft. Schillernd, vibrierend und geladen. Und dennoch lässt sich die Bewegung der Stadt nicht mit Hektik oder Stress beschreiben, wie es vielleicht für andere Orte passen würde. Es ist, als würde Tel Aviv solche Eigenschaften nicht brauchen, als fände es ein Wetteifern dieser Art mit all den anderen Großstädten ganz und gar unnötig. Denn es scheint um seine Einzigartigkeit zu wissen und in diesem Wissen pulsiert es. Gleichmäßig. Jetzt und immer.
 
Und während ich an Sprachbarrieren und ihre unsichtbaren Mauern denke, sehe ich Autos und Busse – wie zu Hause. Und Palmen – nicht wie zu Hause.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 23.04.2024 bearbeitet.

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