Was man in der Schule tatsächlich lernen sollte

Wissen
Linda Thomas / 19.06.2017
(c) pixabay

Ich bin gerade mitten in der 7. Klasse einer AHS, stecke Hals über Kopf im Prüfungs-, Lern-, und Schularbeitenstress und frage mich mal wieder warum ich mir das Ganze überhaupt antue. Mein Maturazeugnis befähigt mich zwar, jedes Studium zu beginnen, das ich möchte, aber ob ich in diesem Studium dann aufgenommen werde oder ob ich die Studieneingangsphase überstehe, prophezeit es mir nicht. So ein Jahr vor dem großen Ziel möchte ich aber nun doch nicht aufgeben.

 

Um mich herum liegen Physik-, Chemie-, und Mathematikbücher und ich stopfe mir hunderte Seiten Stoff ins Gehirn, von dem ich überzeugt bin, dass ich ihn nie wieder in meinem gesamten Leben brauchen werde, da ich später definitiv nichts Naturwissenschaftliches machen werde, sondern mich eher auf der sozialen Ebene mit Menschen beschäftigen möchte. Sollte ich in meinem späteren Beruf die Kurvendiskussion doch irgendwann brauchen, habe ich  vor, meinen Mathelehrer zu kontaktieren und mich nebenbei dafür zu bedanken, dass er die Geduld hatte, mir das 10 x zu erklären. Ich weiß, dass das in einer Allgemeinbildenden Höheren Schule nun mal so ist, dass man auch Sachen lernen muss, die einen nicht so interessieren, Nomen ist schließlich Omen, aber ich war nicht immer so frustriert vom Schulsystem. Bis vor gut einem Jahr hat mir die Schule sogar Spaß gemacht. Den Spaß verdorben haben mir dann die Typ 1- Aufgaben (sogenannte „Multiple choice“ Aufgaben) in Mathematik. Mir fehlen in der Schule schlichtweg zwei Fächer, die mich nicht nur auf ein Studium, sondern auch auf das spätere (Berufs-) Leben vorbereiten würden.

Soziales Lernen

Ich hatte die Freude, dieses Fach einige Jahre in meiner NMS-Zeit im Stundenplan zu haben. Doch meistens wurde es dafür genutzt Konfliktsituationen in der Klasse zu lösen oder Klassenregeln genauer zu definieren. Was meiner Ansicht nach im Lehrplan dieses Faches stehen sollte, wäre als ganz großes Ziel: Wie gehe ich mit Kritik um?

Das wird auch in Zukunft noch wichtig sein, denn in der Volksschule wird bald die Neuerung eintreten, dass die Ziele, welche  in den Zeugnissen stehen, nur mehr positiv formuliert sein dürfen. Das heißt, dass eine Generation von Kindern heranwächst, die (zumindest schulisch) nicht gesagt bekommt, dass es in manchen Fächern und Dingen eben nicht so gut ist. Sollte sich das dann später aber doch mal jemand trauen, wissen die Kinder gar nicht, wie sie damit umgehen sollen.

Auch jetzt ist das schon wichtig, wie ein Vorfall an (m)einer Linzer Schule gezeigt hat. Bei einem Vortrag zum Thema „Die extremistische Herausforderung“ brachte der Vortragende eine bestimmte Partei nur kurz mit Burschenschaften in Verbindung und stütze sich dabei auf Tatsachen und Fakten. Ein Schüler dieser Klasse, der Mitglied dieser Partei ist, fühlte sich aber offensichtlich kritisiert und fotografierte die Folien ab und schickte sie seinem Vater, der Nationalratsabgeordneter dieser Partei ist. Wenig später klingelte dann das Telefon in der Direktion und der Direktor (sowie der verantwortliche Lehrer) wurden von einem ranghohen FPÖ-Mitglied dermaßen bedroht, dass der Direktor den Vortrag und die damit verbunden Diskussion zum Schutz des Lehrers abbrechen ließ. All das nur, weil dieser Schüler nicht im Stande war, seinen Standpunkt bei der späteren Diskussion klar zu machen und er mit der Kritik die da für ihn entstanden war, nicht umgehen konnte.

 

Mit Kritik umgehen zu können setzt natürlich voraus, dass vernünftig kritisiert wird. Auch das wäre ein Meilenstein im Fach Soziales Lernen. Wie kritisiere ich richtig? Wenn man sich das Internet und Facebook nämlich so ansieht, scheint es, als bräuchten einige Menschen darin Nachhilfe. Jemanden zu kritisieren ohne ihn dabei zu beleidigen will auch einmal gelernt sein.

 

Berufsorientierung

Nach der Vollendung der Pflichtschule überlegen viele, was sie jetzt weiter machen möchten.  Durch das Fach Berufsorientierung, das man in der Unterstufe hat, kann dem oft abgeholfen werden. Doch die wenigsten denken daran, dass man sich nach der Matura oft dieselbe Frage stellt. Die Bandbreite an Studiengängen ist ja schier unendlich. Zudem finde ich, dass es mit 14 Jahren zu früh ist sich auf eine Berufsrichtung zu spezialisieren. Denn wenn man in dem Alter schon eine Vorstellung hat was man später werden möchte und man sich dann ein wenig über diesen Beruf informiert, findet man schnell heraus, welche Qualifikationen man für diesen Beruf braucht. So kann man jeden Berufsinteressentest ganz einfach austricksen. Ich habe in dieser Zeit meinen Berufswunsch unzählige Male geändert, weshalb ich mich auch für eine AHS entschieden habe. Jetzt weiß ich zwar, was ich ungefähr machen will, werde aber trotzdem schief angeschaut, wenn ich den Tag der offenen Tür einer Uni, dem Schulbesuch vorziehe. Denn die meisten spannenden Veranstaltungen finden da (leider) vormittags statt, so dass ich das nicht in meine Freizeit verlegen kann.  Deshalb finde ich, dass man auch während der Schulzeit schon darauf vorbereitet werden sollte, was man machen möchte, wenn man die Matura schließlich geschafft hat. 

 

Der ganze Artikel besteht nur aus meiner bescheidenen Meinung. Vorschläge, Kritik und Diskussionsanreize nehme ich gerne entgegen.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 23.04.2024 bearbeitet.

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