#wienliebe

Leben
Mona Harfmann / 04.11.2020
#wienliebe am tag nach dem terroranschlag

Und auf einmal ist er da, der Terror. Der Terror, der bisher eine Schlagzeile in der Zeitung war, schrecklich, aber unfassbar – unfassbar weit weg. Im Zentrum von Wien, dieser trotz all ihrer Ecken und Kanten weltoffenen, multikulturellen Stadt. Leider beginnt man solche Geschehnisse in ihrem ganzen Ausmaß erst dann richtig zu verstehen, wenn sie einen auch persönlich betreffen. Ich wünschte, ich hätte mit jeder Stadt so mitfühlen können wie ich jetzt mit Wien und seinen Menschen mitfühle. In Gedanken bin ich bei den Opfern und ihren Angehörigen. Es gibt keinen übergeordneten Sinn hinter so etwas, wie man es auch dreht und wendet.

Es ist unbegreiflich, dass sich an Orten, die einem so vertraut sind, solche Szenen abspielen. Am Schwedenplatz, am letzten Abend vor dem Lockdown, wo Menschen einfach nur gemeinsam Spaß haben und mal für ein paar Stunden alle Sorgen vergessen wollten, wo doch zurzeit eh niemandem wirklich nach Feiern zumute ist. Normalität und Sicherheit sind zwei Dinge, die für mich bis jetzt immer einfach da waren und erst jetzt verstehe ich wirklich, was für ein Privileg diese Selbstverständlich bedeutet.

Danke an den Musiker, der, um niemanden zu beunruhigen, Zugaben gespielt hat, obwohl sich die Situation draußen bereits zugespitzt hat. Danke an die Hotels, die Menschen kostenlos aufgenommen haben und auch fürs Frühstück keine Geld wollten. Danke an die Taxi- und Bim-Fahrer, die ganz selbstverständlich Menschen aus der Gefahrenzone gebracht haben. Danke an die Polizei-, Rettungs- und Bundesheer- Einsatzkräfte, die selbstlos und unter Einsatz von ihrem eigenen Leben, sicherlich mit unvorstellbarer Angst, draußen auf den Straßen waren, während alle anderen hineingeflüchtet sind. Die Zivilisten, die einen verletzten Polizisten im absoluten Ausnahmezustand zur Rettung getragen haben. Danke an die Journalistinnen und Journalisten, die ihren Feierabend unter den stressigsten Bedingungen im Studio oder im Newsroom verbracht haben, um alle rund um die Uhr zu informieren. Und Danke an die Politiker und Politikerinnen, die letzte Nacht so wenig Schlaf und heute so klare Worte gefunden und klargestellt haben, dass die Toleranz für das Zusammenleben in Österreich ein unteilbares Gut ist.

Dass Normalität und Sicherheit keine Selbstverständlichkeit ist, ist eine Sache - aber dass Solidarität, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt für so viele Menschen in Wien sehr wohl selbstverständlich sind, eine andere. Der Täter darf keine Plattform bekommen, was diese Menschen jedoch geleistet haben, kann nicht oft genug erwähnt werden.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 23.04.2024 bearbeitet.

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