Sich als Europa fühlen: Europäische Jugendliteraturbegegnung 2017

Engagement
Lena Haiden / 16.10.2017
Jugendliche bei der ELJUB

Von 1. Juli bis 8. Juli 2017 fand bereits zum fünften Jahr den eljub-Jungendbegegnung in Krems an der Donau statt. Es trafen sich rund 70 Jugendliche aus 16 Ländern und schrieben gemeinsam an einem E-Book oder nahmen an einem Workshop zum Thema „Werte in der globalisierten Welt“ teil.

 

70 Jugendliche – ein gemeinsames Ziel

Die Schule ist vielleicht vorbei, aber es ist noch lange keine Ruhe in der Weinbauschule in Krems an der Donau. Zahlreich Jugendliche wuseln durch die Gänge, flanieren tratschend durch das Stück Wiese davor oder diskutieren angeregt im Schatten eines Baumes. Denn diese jungen Menschen haben im Laufe einer Woche ein gemeinsames Ziel: ein E-Book zu schreiben. Diese Aufgabe müssen sie nicht alleine bewältigen, sondern ihnen stehen die Workshopleiter_innen Walter Grond, Gabriele Kögel und Beat Matzenauer zur Seite. Sie stehen den Jugendlichen beratend, helfend, koordinierend und korrigierend zur Seite. Der Titel des diesjährigen E-Books lautet „Jugend am Horizont“.  Die Workshopthemen, welche in einem Vorbereitungstreffen mit einzelnen jungen Menschen, aus den vertretenen Ländern beschlossen werden, lauteten dieses Jahr: „Jugend unter Druck“, „Am Horizont“, „Das ist gut!“ und eine Gruppe die sich literarisch austoben kann. Das Endergebnis ist ein vielfältiges Sammelsurium, das für alles Platz bietet: Für Sachtexte, Meinungsäußerungen, Geschichten und Rezepte.

 

Neuheiten: Werteworkshop und mehr

Die europäische Jugendliteraturbewegung ist ein Projekt, das sich stets weiterentwickelt. So wurde aufgrund von bereits bestehenden Diskussionen 2017 ein neuer, parallel laufender und eigens geförderter Workshop ins Leben gerufen. Der Unterschied des Workshops, der von Veronika Trubel und Adela Kuliga geleitet wurde, besteht darin, dass im Workshop „Werte in der globalisierten Welt“ der Fokus auf der Diskussion statt auf dem Endprodukt, dem Text liegt. Außerdem sind die Jugendlichen dieses Workshops öfters ehemalige Beteiligte und damit älter als jene des E-Bookworkshops, da er als Vertiefung gedacht ist.

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Neu bei der ELJUB sind Nori Dher und Adela Kuliga. Beide sind eine neue Ergänzung zum Team der europäischen Jugendliteraturbegegnung. Adela Kuliga bereicherte ELJUB durch ihre eine neue frische Perspektive, die sie als jemand, die im Berufsleben mit jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund arbeitet und Managerin einer NGO war, besitzt. Nori Dher ist ein Filmemacher und Fotograf. Mit seiner Kamera begleitete er uns die gesamte Woche. Gleichzeitig dokumentierte er mithilfe der Jugendlichen die Erfahrung der Jugendbegegnung. Im Interview gibt er an, dass die Zusammenarbeit bei der ELJUB für ihn eine komplett neue Erfahrung gewesen sei.

Eine neue Sache ist es auch bewusst Jugendliche mit außereuropäischen Migrationshintergrund in das Projekt einzubinden. Dies ist laut Veronika Trubel, einer der ProjektleiterInnen, wichtig da „in den teilnehmenden Ländern […] wie Tschechien oder Polen oder Rumänien, glaube ich, Jugendliche wenige Gelegenheiten haben, mit jemand zu sprechen, der tatsächlich aus Syrien stammt und die Menschen wirklich kennenzulernen.“

 

Nicht nur Literatur, sondern auch eine Begegnung

Auf ELJUB rauchen nicht nur die Köpfe vor einem leeren Blatt Papier und während der Diskussion, sondern es wird auch kennengelernt, gelacht und getratscht. Einen Beitrag dazu leistet das Freizeitprogramm dieser Woche. Es werden lokale Sehenswürdigkeiten besichtigt, wie das Karrikaturmuseum in Krems, die Schallaburg, das Kino im Kesselhaus und eine Donauschifffahrt. Einen Abend heißt es „Europa ISST sich einig“ und die Jugendlichen stehen Gemüse schneidend und knetend in der Küche um am Abend Spezialitäten aus ihren Ländern und Anekdoten über ihre Länder zu präsentieren. Alle Anstrengungen münden in eine Abschlusspräsentation in Spitz. Dort wird gelacht, auf die vergangene Woche wird angestoßen und eine erste Traurigkeit macht sich breit, weil die ersten ja schon heute fahren.

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Warum und Wie

Warum ist eine Jugendbegegnung wie ELJUB wichtig? Das habe ich Veronika Trubel, eine Mitbegründerin und Workshopleiterin gefragt: „Es ist wichtig, weil die Jugendlichen, die hier zusammenkommen, nach meiner Meinung eher nicht die Gelegenheit haben zusammenzukommen und sich kennenzulernen, sich zu begegnen und weil es immer anders ist wenn man einander schon getroffen hat, wenn man miteinander schon geredet hat, das macht ein ganz, ganz anderes Bild, als wenn man ein Land nur […] in der Schule lernt oder in der Zeitung davon liest.

Weiters befragte ich sie dazu, wie es überhaupt dazu kommt, dass so ein Projekt, wie ELJUB entsteht: „ELJUB ist in einem Moment entstanden, in dem zwei Organisationen und ich zusammengekommen sind […]. Das niederösterreichische Landesjugendreferat hatte schon lange eine Jugendbegegnung und es war klar, das war eine reine Spaßwoche für Jugendliche, damals sogar noch aus der Zeit des Ostblocks. Das man damals gesagt hat, wenigstens bei der Jugend, die lässt man einmal nach Österreich kommen und macht eine Spaßwoche miteinander. […] Das hätte es in dieser Form, […] weil man muss sparen, hätte es das nicht mehr geben können. Die haben ein Programm gesucht […] und sind zu den europäischen Literaturtagen, dem Literaturhaus Europa gekommen und die haben wiederrum haben viel mit einem Publikum zu tun, das sagen wir mal, bei 40 beginnt, und [sie] haben sich gedacht, dass Lesen und Literatur […] da muss es doch eine Möglichkeit geben eine Jugendschiene zu bauen oder mit Jugendlichen zu reden. Aus dem kam das zusammen, wir haben uns zusammengetastet, haben über Jahre, heuer ist es das fünfte Jahr, das Projekt gemeinsam entwickelt und verfeinert und abgestimmt und jetzt sind, glaube ich, alle einigermaßen glücklich damit.“

 

Weiterführende Projekte

Die europäische Jugendliteraturbegegnung auch stets ein nahrhafter Boden für immer neue Projekte. Seien es Projekte, die die Jugendliche selbst gründen, wie 2015 das Projekt Wortliebe oder 2016 Buchstapelsalat. 2017 wurde die Idee eines ELJUB Alumni Clubs  von Aneta Staňková, Sarah Ouředníčková, Diana Dehelean und Lena Haiden mit der Hilfe von Veronika Trubel und Walter Grond ins Leben gerufen.

Es existieren noch weitere Projekte, an denen ELJUB involviert ist, wie die ELJUB Dialogkonferenz, die im November in Krems stattfindet, der lokalen ELJUB Dialog in Tschechien und Rumänien, und der mitorganisierte Poetryslam „BE A BOADERCROSSER“ in Melk.

 

Links

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Poetryslam „BE A BOADER CROSSER“

NÖN-Artikel

Artikel Kurier

Artikel Barbara Strasser

Um Transparenz zu bewahren muss am Ende hier erwähnt werden, dass die Autorin dieses Artikles sowohl als Teilnehmerin, als auch als Betreuerin der österreichischen Gruppe an der ELJUB-Jugendbegegnungen teilgenommen hat.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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