Warum wir Anschuldigungen von sexueller Gewalt ernst nehmen müssen

Engagement
Nico Lang / 22.04.2021
No means No

Organisationen wie Catcalls of Graz, Catcalls of Leoben, die MeToo-Bewegung und zahlreiche andere AktivistInnen zeigen tagtäglich auf, dass sexuelle Belästigung gegenüber Frauen immer noch zum Alltag vieler gehört. Dass wir als Gesellschaft in dieser Richtung noch sehr viel zu tun haben, ist uns hoffentlich allen klar. Aktuelle öffentliche Fälle zeigen uns das wieder einmal ganz deutlich.

Erst vor kurzem habe ich hier auf dem Jugendportal einen Artikel über Sexismus im Internet geschrieben. Und auch jetzt zeigt sich wieder, Sexismus ist da, Belästigung existiert, sowohl im öffentlichen, als auch im privaten Raum. Viel zu oft werden die Opfer von Sexueller Gewalt, Missbrauch und Belästigung nicht ernst genommen.

Was ist eigentlich passiert?

Im letzten Jahr ging es im Internet ziemlich rund. Dem YouTuber ApoRed aus Deutschland, welcher schon öfters negativ aufgefallen ist, wie z.B. mit einem Bombenprank, für den er auch vor Gericht musste, wurde von der YouTuberin und Tattoo & Bodypainting Artistin Carina Pusch vorgeworfen, sie bei einem Event 2016 sexuell belästigt zu haben. Über die YouTube-Szene hinaus wurde der Fall nicht wirklich behandelt und bis heute ist nicht bekannt, ob ApoRed wirklich schuldig ist oder nicht.

Vor ein paar Tagen trendete #KonsequenzenfuerLuke auf Twitter, wo dem deutschen Comedian Luke Mockridge jetzt ebenfalls sexuelle Gewalt gegenüber seiner Ex-Freundin vorgeworfen wird. Diese Vorwürfe gehen aus einer Podcast-Folge 2019 hervor, in der seine Ex Ines Anioli von ihrer vergangenen Beziehung spricht und von sexuellen Übergriffen in dieser erzählt. Auch hier ist mit Stand jetzt (22.04.2021) nicht bekannt, ob an den Anschuldigungen etwas dran ist oder nicht.

Unschuldsvermutung und Victim Blaming – schon wieder

Wenn Personen des öffentlichen Lebens sexueller Missbrauch vorgeworfen werden, sind automatisch mehr Menschen involviert als eigentlich sein sollen. Mehr Menschen mischen sich ein, mehr Menschen wissen auf einmal wer schuld ist und wer nicht. Es wird nach Beweisen gefordert. Die Unschuldsvermutung wird in den Raum geworfen. Für den Mann natürlich. Die Frau wird vorneweg als Lügnerin, neidisch und karrieregeil abgestempelt.

An dieser Stelle sei gesagt: Klar, es gilt die Unschuldsvermutung, bis die Sache geklärt ist. Sie gilt aber auch für die Person, die die Anschuldigungen ausgesprochen hat.

Dass aber von Anfang an auf das vermeintliche Opfer losgegangen und die Thematik nicht ernst genommen wird, suggeriert vielen Betroffenen, dass es keinen Sinn macht, Belästigung und Missbrauch anzuzeigen. Sondern es teilweise auch noch schlimmer werden kann, wenn Menschen noch extra auf einem herumhacken. Täter fühlen sich sicher, da ihnen nichts passiert und machen weiter. Und so bekommen wir dieses Problem ganz sicher nicht aus unserer Gesellschaft raus.

Also macht auf solche Themen aufmerksam, hört Opfern von sexueller Gewalt zu und nehmt Anschuldigungen ernst, auch wenn es dabei um euren besten Freund geht.

Weiterführende Links und Quellen

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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