Der Traum vom Fliegen

Reisen
Melina Sederl / 06.09.2019
Flügel eines Flugzeuges und Himmel mit Wolken und Sonnenschein

Mit dem Fliegen geht eine gewisse Magie Hand in Hand. Es ermöglicht uns, die ganze Welt per Wolkentransport in kurzer Zeit zu entdecken. Fliegen bedeutet Freiheit und vermittelt den Eindruck, dass die ganze Welt in Wahrheit ein großes Dorf ist. Fast kein Ort ist so weit weg, dass man ihn nicht innerhalb einiger Stunden erreichen könnte.

Doch um ehrlich zu sein: Ich bin kein Mensch, der gerne fliegt und die Magie des Fliegens ist bei mir schon lange erloschen. Seit einiger Zeit wiege ich meine Reiselust mit den ökologischen Folgen ab und ich verspüre ein schlechtes Gewissen, wenn ich in ein Flugzeug steige, auch wenn ich mich noch so sehr über die Reise freue. Noch dazu kommt das mühsame Warten auf Check-In, Sicherheitskontrolle und Boarding, die oft stundenlangen Verspätungen und die Anreise zum Flughafen, bei der man auch noch zusätzliche Zeit einplanen muss. Der Traum vom Fliegen verwandelt sich immer mehr in einen Alptraum.

Wie schädlich ist das Fliegen tatsächlich und was sind die Alternativen, die Reisebegeisterte nicht gänzlich im Heimatland verkümmern lassen?

Bei jedem Flug wird beim Verbrennen von Kerosin CO2 frei, dieses schwebt wie ein wärmender Mantel um die Erde und sorgt für den Treibhauseffekt. Ungefähr eine Milliarde Tonnen CO2 werden pro Jahr durch den Flugverkehr ausgestoßen. Das klingt nach einer unglaublich großen Menge, macht aber nur drei Prozent der weltweit verursachten Emissionen aus.

Das Problem am Flugverkehr ist, dass wir als Gesellschaft uns schon längst daran gewöhnt haben. Was für tausende Menschen früher nur im Traum möglich war, ist für die meisten ÖsterreicherInnen heute nichts Außergewöhnliches mehr. Dies liegt daran, dass Fliegen günstig und bequem ist. Mit keinem anderen Verkehrsmittel kann man sich so schnell fortbewegen wie mit dem Flugzeug und dies um einen Preis, der oft billiger ist als der einer Bahnreise.

Was also tun gegen die unter umweltbewussten Menschen umgreifende Flugscham? Die einfachste Möglichkeit, gegen das schlechte Gewissen vorzugehen, ist es, Flüge zu kompensieren. Dabei werden die CO2-Emissionen des Fluges berechnet und in einen Eurobetrag umgerechnet, der für den Klimaschutz gespendet werden kann. Natürlich kann auf diese Weise der CO2-Ausstoß nicht mehr rückgängig gemacht werden, aber die Emissionen können durch Klimaschutzprojekte an einem anderen Ort wieder eingespart werden. Flüge kompensieren kann man zum Beispiel auf der Webseite des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus oder bei dem österreichischen Start-Up-Unternehmen Regreen.

Eine weitere Möglichkeit, seine CO2-Bilanz zu verbessern ist natürlich, gänzlich aufs Fliegen zu verzichten und Verkehrsmittel wie Bus und Bahn zu verwenden. Für Strecken bis zu 1000 Kilometer eignen sich Züge gut und stellen eine bequeme Alternative zum Flugzeug dar. Will man jedoch die ganze Welt entdecken, kommt man am Flugzeug schwer vorbei und auch wenn man sich noch so sehr bemüht: nachhaltig zu reisen ist und bleibt eine große Herausforderung, die nicht nur persönliche Bemühungen verlangt, sondern auch politische Rahmenbedingungen wie eine Kerosinsteuer und wesentlich günstigere öffentliche Verkehrsmittel, welche das umweltschonende Reisen erleichtern. Hier wiederum können wir mit unserer Stimme bei EU- und Nationalratswahlen für eine nachhaltigere Politik stimmen.

Die meisten Menschen wollen unseren Planeten schützen und sprechen sich für eine klimafreundliche Politik aus, doch die wenigsten sind tatsächlich dazu bereit, auch aktiv etwas dagegen zu tun. Mir geht es dabei nicht anders. Einerseits möchte ich meinen ökologischen Fußabdruck möglichst klein halten, doch andererseits möchte ich die Welt bereisen, bevor sie durch den Klimawandel völlig zerstört wird. Es gibt so viele Orte, die ich gerne entdecken möchte, doch die Frage wie ich diese bereisen kann ohne den Planeten, auf dem sie sich befinden, gleichzeitig zu zerstören, bleibt unbeantwortet.

Trotz dieses Dilemmas können und müssen wir alle in unterschiedlichen Bereichen versuchen, die ökologischen Folgen unseres Handelns möglichst klein zu halten. Dabei spielt nicht nur der Transport eine große Rolle bei unserer CO2-Bilanz sondern auch Ernährung, Konsum und letztendlich unser politisches Engagement, das mindestens aus einer Stimmenabgabe bei Wahlen bestehen sollte. Damit tun wir nicht nur dieser Erde etwas Gutes, sondern schlussendlich auch uns und ihren zukünftigen BewohnerInnen.

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