Das Fest der Freude 2018

Kultur & Events
Lena Haiden / 19.05.2018
Fest der Freude

8. Mai 2018. Heldenplatz. Es regnet. Es regnet ziemlich stark und es donnert, dies hält die OrganisatorInnen des Fests der Freude allerdings nicht auf. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Mauthausen Komitees teilen bedruckte Plastikponchos aus. Auf dem Heldenplatz ist unter einer sicheren Plastikhaube eine Bühne aufgebaut, die links und rechts von Scheinwerfertürmen bewacht zu sein scheint. Trotz des Regens, der nun langsam abnimmt, versammeln sich davor die Menschen. Jemand in den ersten Reihen hält ein Plakat hoch. Auf die Distanz ist es unlesbar, nur das größte Wort kann ich entziffern: Schwarz-Blau.

Schließlich bewegt sich etwas auf der Bühne, die Wiener Symphonikern eröffnen den Abend musikalisch und anschließend werden wir von der Moderatorin Katherina Stemberger begrüßt. 2018 feiert das Fest der Freude sein fünfjähriges Jubiläum. Das Mauthausen Komitee Österreich gedenkt mit all den TeilnehmerInnen die Befreiung vom Terrorregime der Nationalsozialisten und gedenkt den Opfern des 2. Weltkriegs. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos.

Nach all den Begrüßungsworten werden auf die aufgebauten Leinwände Videos von Elsie Slonim und Gertrud Weinber projiziert, welche aus Österreich fliehen mussten. Sie erzählen von ihren Erfahrungen aus dem 2. Weltkrieg, dem Hass mit dem sie konfrontiert wurden. Welche Botschaft sie denn für die Menschen hätten – eine klares Statement: „Seien sie kein Nazi.“

Danach gehört die Bühne dem Nationalratspräsidenten Sobotka. Er erinnert mit fester Stimme, wie so alle an die Opfer des Nationalsozialismus und am Ende betont er, dass seiner Meinung nach Österreich ein Land der Brücken sei. Dann wird die Bühne wieder an die Wiener Symphoniker abgegeben. Diese geben Stücke von Leonard Bernstein, welcher 100-jähriges Jubiläum feiert und Ernst Bloch zum Besten. Währenddessen wächst die Menschenmenge vor der Bühne am Heldenplatz.

Nachdem die Wiener Symphoniker das zweite Stück beendet haben, wird Rudolf Gelbard auf die Bühne gebeten. Rudolf Gelbard ist 1930 geboren und ein Überlebender des Holocausts. Er wurde 1942 gemeinsam mit seinen Eltern nach Theresienstadt deportiert. Er setzt sich auf einen Stuhl in der Mitte, begrüßt und erzählt zu Beginn von seinen Verlusten, die er durch den Holocaust in dem er seine Familie verloren hat und bezeichnet sein Überleben als „Betriebsunfall“ des NS-Regimes. Pragmatisch meint er: „Ich bin der Letzte, weil ich überall der Jüngste war.“

Den Großteil seiner Rede widmet Rudolf Gelbard allerdings nicht den Gräuel der Nationalsozialisten während des zweiten Weltkriegs, sondern wie die Holocausüberlebenden nach dem zweiten Weltkrieg kämpften. Die rechten Einstellungen und rechtsextremen Menschen verschwanden nicht am 8. Mai 1945 aus Europa. Sie versammeln sich weiterhin. Sie halten weiterhin reden. Wie langsam und quälend die Prozesse waren und als was für eine Beleidigung er die Freisprüche empfand.

Schließlich, meint Rudolf Gelbard, muss er zur Gegenwart kommen und stellt mir ruhiger und fester Stimme einige Zitate in den Raum. Die eines Gutachtens, welches die „Aula“ als ein Blatt mit antisemitischen Tendenzen, welches allerdings die gesetzliche Grenze nicht überschreitet, bezeichnet. Danach werden zahlreiche Gratulationsschreiben an die „Aula“ anlässlich des 60-jährigen Bestehen verlesen. Alle wurden von Männern verfasst, welche verschiedene Positionen innerhalb der FPÖ innehaben, allen voran der derzeitige Vizekanzler Strache. Am Ende seiner Rede erinnert der Zeitzeuge daran, dass genaue Information der beste Schutz sei und das Publikum klatscht und die Wiener Symphoniker spielen wieder auf. Wieder Bernstein und Tschaikowski. Am Infostand des Mauthausen Komitees werden währenddessen fleißig Broschüren verteilt.

Das Fest der Freude endet wie jedes Jahr mit der „Ode an die Freude“ von Beethoven, das von allen gemeinsam gesungen wird. Und während man mit der Menschenmenge „Alle Menschen werden Brüder“ laut singt, fragt man sich ob es reicht zu gedenken, oder ob man etwas tun muss. Und ob für die Menschen in Europa nicht der Friede schon zu selbstverständlich geworden ist.

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Fest der Freude

Mauthausenkomitee Österreich

 

 

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 26.04.2024 bearbeitet.

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