Langweiliges Landleben?

Engagement
Lea Singer / 17.07.2017
(c) Lea Singer

v.l.n.r. Martin Kalschschmid, Obmann Stv. Christina Grünerbl, Obmann Patrick Geir, Obmann Stv. Lukas Heidegger, Obmann Stv. Victoria Hörtnagl, Daniela Bischofer, Raphael Taxer, Sarah Aigner und Klemens Hörtnagel sind der Vorstand der als Verein organisierten Plattform.

 

In Obernberg am Brenner kann man besser Verstecken spielen als in Wien.

Zugegeben, für viele andere Aktivitäten bietet Wien die besseren Rahmenbedingungen. In Obernberg leben allerding auch nur 9,2 EinwohnerInnen pro Quadratkilometer. Dort ist es schon um einiges schwieriger Leute zu finden, die gemeinsam etwas auf die Beine stellen wollen, selbst wenn sie sich nicht verstecken.

 

Unter den 363 EinwohnerInnen Obernbergs finden sich allerdings erstaunlich viele so engagierte Menschen, die z.B. ehrenamtlich in Vereinen tätig sind, obwohl es nicht wie in Wien an jeder Ecke verschiedene Sport-, Jugend- oder Veranstaltungszentren gibt. Eine davon ist Christina Grünerbl. Sie ist Ortsleiterin der Jungbauernschaft/Landjugend Obernberg, fleißiges Mitglied bei der Musikkapelle im Dorf und außerdem „überregional“ in ihrem Tal, dem Wipptal, als Obmann Stellvertreterin der Jugendplattform „NEXT“ tätig. Viele werden sich unter diesen Organisationen nicht viel vorstellen können. Eines vorweg, sie sind alle sehr zeitintensiv und prägen wesentlich das Gesellschaftsleben in Tirols  Dörfern.

 

Die Jungbauernschaft/Landjugend Tirol ist mit über 18.000 Mitgliedern von 14 bis 35 Jahren die größte Jugendorganisation des Landes. Auch im Rest Österreichs gibt es verwandte Organisationen. Als Mitglied der JB/LJ Tirol erlebt man über das Jahr verteilt zahlreiche Aktivitäten, die sich unter folgende 7 Schwerpunkte einteilen lassen: Gesellschaft und Familie, Umwelt und Lebensraum, Bildung und Beruf, Landwirtschaft, Soziales, Religion und Kultur sowie Gemeinschaftspflege.

 

18.000 Mitglieder und die größte Jugendorganisation von ganz Tirol. Was hat diese wohl zu bieten? „Es ist einfach eine wunderbare Gemeinschaft“, gibt Christina an. Gemeinschaft gut und recht, aber da muss es doch noch mehr geben, um so viele Jugendliche anzuziehen. Vielleicht Ermäßigungen bei Konzerten oder Ähnlichem? Wenn man sich durch die Fotos auf den Websites der verschiedenen Ortsgruppen klickt, sieht man die unterschiedlichsten Dinge. Ob Kinderbetreuung, Brunnen oder Wege errichten, dem Altenheim einen Besuch abstatten, Sportfeste veranstalten oder Benefizaktionen initiieren. Es ist erstaunlich auf welche Ideen die jungen Leute kommen und mit wie viel Tatendrang sie diese organisieren und umsetzen. Auf den Bildern sieht man fast nur lachende Gesichter. Warum das so ist? Christina Grünerbl muss nicht lange nachdenken: „Wir können gemeinsam so viel bewegen. In der Gruppe kann man seine Ideen verwirklichen, weil alle an einem Strang ziehen. Unser Dorf ist nicht groß, aber wir haben alles, was wir brauchen. Sollte es doch einmal an etwas fehlen, dann werden wir uns gemeinsam darum kümmern.“ Für Christina ist es wichtig, sich in die Gesellschaft einzubringen und diese mitzugestalten.

 

In vielen Regionen zieht es die jungen Leute in die Stadt. Dabei hat gerade das Leben auf dem Land so viele Vorzüge, man muss sich nur darauf einlassen. Damit kommt Christina wieder ins Spiel. Nicht nur in ihrer Gemeinde ist sie verwurzelt. Auch das gesamte Tal in dem sie wohnt, das Wipptal, ist ihr ein Anliegen. Weil sie aber nicht die Einzige ist die sich für mehr Lebensqualität im Tal einsetzten wollte, war es möglich eine eigene Jugendplattform – NEXT – zu gründen. Ursprünglich wollten sie sich für bessere Verkehrsverbindungen im Wipptal stark machen. Heute beschreiben sie sich selbst als unabhängige Plattform für junge WipptalerInnen, die als Sprachrohr bzw. Interessensvertretung dieser Gruppe fungiert. Durch das Engagement und die Partizipation Jugendlicher soll die Lebensqualität und das Zusammenleben in der Region und in den Gemeinden gefördert werden. Für ein besseres Miteinander haben sie z. B. ein interkulturelles Kochbuch mit Gerichten aus allen Nationen, die im Wipptal vertreten sind, zusammengestellt. Hier wollten sie die Auswirkung von ZuwandererInnen auf die Kreativität, Vielfältigkeit und Offenheit des Wipptals aufzeigen. Der Erlös des kreativ gestalteten Buches wurde dem Wipptalfonds des Sozialsprengels gespendet.

Sich einbringen, sich engagieren, etwas bewegen. So oft hört man, am Land könne man nichts erreichen, gerade die Jugend muss also in die Stadt.

Nur, ist das wirklich so? Man kann sich doch überall mit seiner Umgebung und seinen Mitmenschen auseinander- bzw. zusammensetzen und sich Gedanken machen was es braucht, damit es allen gut geht. Dafür braucht es keine 4.502 Menschen auf einem Quadratkilometer wie in Wien. Es reichen auch die 9,2 in Obernberg am Brenner. Sie haben dort ihr Zuhause gefunden. Wo man zuhause ist gibt es Menschen bei denen man sich geborgen fühlt und die einem wichtig sind. Für diese Menschen möchte man nur das Beste und erhält so den Zusammenhalt. In der Gemeinschaft – der gemeinsamen Heimat –  möchte man auch seine Umwelt erhalten, in der man sich wohl fühlt.

 

Links

Vereine in Obernberg

Jungbauernschaft Bezirk Innsbruck

Tiroler Jungbauernschaft-Landjugend

 

@jugendportal auf Instagram

Jugendportal.at wurde zuletzt am 26.04.2024 bearbeitet.

Partner