One More Podcast, Please: Quer durch die österreichische AudiobloggerInnen-Szene

Kultur & Events
Anna Egger / 12.11.2019
Jeanne Drachs Podcast

Sie trägt ein rotes Sakko zu roter Hose mit goldenen Boots. Groß ist sie, mit schwarzem Bob, und in dieser Kombination nicht zu übersehen. Genauso wenig ist sie zu überhören: Laut ihrer Website redet Jeanne Drach unter anderem gerne über Menstruation und Feminismus und mit der gleichen Leidenschaft interviewt sie ihre weiblichen Vorbilder: „Jeannes Heldinnen“ heißt ihr Podcast und damit möchte sie Mut machen….

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… ein Podcast, Moment, was ist das?

Eigentlich gibt es Podcasts schon genauso lange wie es iPods gibt, also knappe zwanzig Jahre. Ins allgemeine Bewusstsein drängen sie sich jedoch erst seit 2014. Damals kam der amerikanische Podcast „Serial“ heraus, der einen Mordfall aus Baltimore aus 1999 erneut aufnahm. Mit mehr als 300 Millionen Downloads wird dieser investigative Podcast oft als der meist-gehörte bezeichnet. Jedoch gibt es mittlerweile massenweise Konkurrenz: 750.000 Podcasts weltweit mit über 30 Millionen Episoden (PODCAST INSIGHTS) sind bis Juni 2019 erschienen. Die AudiobloggerInnen-Szene boomt von Seoul bis Rom, wobei in Südkorea laut einer Studie 53% und in Italien 30% der Befragten im vorangegangenen Monat einen Podcast gehört hatten.

Mache meinen, Podcasts haben ihre beste Zeit schon hinter sich, Jeanne Drach zum Beispiel glaubt, die Szene „steckt noch in den Kinderschuhen.“ Besonders beliebt sind Podcasts nach wie vor bei den Jungen. Mehr als 50% der 18–34-Jährigen US-AmerikanerInnen hatten im Monat vor der Studie des Digital News Reports zumindest einen Podcast gehört.

Wie, wann, wo?

Im Auto, beim Joggen oder Bügeln, in Bim oder Bahn, über Spotify, iTunes oder über Websites – egal wo und wie gestreamt, Podcasts werden nebenbei aber auch ganz konzentriert konsumiert. Eine Abwechslung zu Musik gefällig? Bildung ins Fitnessstudio holen? Oder darf’s Komödie sein?

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Die Bandbreite an Podcasts ist gewaltig: Angefangen mit journalistischen Beiträgen („FALTER Radio“ oder „18‘48“) über Gesellschaftskritik und Aktivismus („Jeannes Heldinnen“, „Feminismus zum Mithören“) bis hin zur Unterhaltung („‚Bitte nicht noch ein Podcast‘-Podcast“). Auch wenn mit dem Falter, der Presse und der Wienerin hier hauptsächlich Podcasts von großen österreichischen Medien genannt worden sind, braucht es nicht viel Geld, um mit dem Podcasten anzufangen.

Eine Portion Motivation reicht

Man nehme Authentizität, vermenge es mit dem Bedürfnis, etwas zu sagen, und entferne die Träume vom großen Geld. Wer einen Podcast hört, fühlt sich, als wäre er oder sie dabei. Man müsste doch nur die Augen aufschlagen und säße neben Barbara Haas, Chefredakteurin der Wienerin. Gerade befragt sie Steffi Stankovic auf der roten alten Couch gegenüber zu ihrem Leben als Transgenderfrau. Ja, kaum ein anderes Medium schafft so viel Intimität wie ein Podcast. Was für Medien eine weitere Plattform sein mag, mit der man ein Publikum erreicht, ist für den Normalbürger nicht wirklich lukrativ. Es sei denn, man betrachtet Podcasten als Hobby wie Edith Michaeler.

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Mit ihrer Freundin Fritzi Kraus unternimmt sie Spaziergänge durch Wien, während die Universitätsprofessorin mit „Geschichte und Geschichten“ über die Stadt auspackt. „Erzähl mir von Wien“ heißt der Podcast, am Journalistinnenkongress 2019 erklärt sie außerdem, dass die Materialien leistbar sind. Aufnahmegerät, Headsets, ein Schnittprogramm, eventuell noch Möbel für den Raum wegen der Akustik… Wer es dann doch professioneller angehen möchte, wird aber den einen oder anderen Tausender springen lassen. Aber ganz ehrlich, zum Durchstarten tut es ein normales Handy auch.

How To Podcast – Do’s and Dont’s

Auf dem Journalistinnenkongress 2019 erkannten Barbara Haas, Jeanne Drach, Edith Michaeler und Anna Wallner, sie ist verantwortlich für den Presse-Podcast „18‘48“, einige gemeinsame Anfangsfehler. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse: Erstens, je kürzer, desto besser. Zweitens, je spitzer das Thema, desto attraktiver. Drittens, Namen zählen, Interviews mit bekannteren Persönlichkeiten werden öfter angeklickt. Die schönste Erkenntnis: Wer einen Podcast hört, hört alle. Die meisten, jedenfalls.

Eine Vision zu haben ist vielleicht der beste Grund, um ins Podcast-„Business“ einzusteigen. Jeanne Drach, der Schmetterling am Journalistinnenkongress, möchte Mut machen und sich und andere inspirieren lassen.  „Darf ich das? Kann ich das? Mag ich. Mach ich“ lautet der Untertitel des ersten Podcasts des deutschsprachigen Raums, der sich ausschließlich Frauen widmet. Mittlerweile produziert sie mit ihrem Label „OH WOW“ auch für andere. Feministische Energie nötig? Hör dich durch.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 26.04.2024 bearbeitet.

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