Corona & Arbeit: Menschen wie meine Mama

Leben
Andrea Krapf / 17.03.2020
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Corona im Supermarkt: Menschen wie meine Mama

Am vergangenen Samstag, den 14. März 2020 verkündete die österreichische Bundesregierung das Schließen aller nicht lebensnotwendigen Geschäfte, Schulen und ordnete – wenn möglich – die Arbeit von Zuhause an. Kurzum: Österreich wird in den nächsten Wochen aufgrund des Coronavirus im absoluten Notbetrieb funktionieren (müssen). Die Folge der extremen Einschränkungen und die Angst vor der Krankheit führen noch am selben Tag zu Hamsterkäufen: Die Bevölkerung stürmt die Geschäfte, streitet sich um Klopapier und Lebensmittel, obwohl die Lebensmittelversorgung in Österreich gewährleistet ist.

Mittendrin - meine Mama. Sie arbeitet im Verkauf einer Bäckerei in einem kleinen Ort am Land und verrichtet den Job ihres Lebens. Letzten Samstag hat sie so viel Umsatz wie im Weihnachtsgeschäft gemacht. Wenige Stunden nach dem Öffnen ist ihr aufgrund des enormen Andrangs bereits das Brot ausgegangen – die Folge: Die Menschen haben sich unglaublich beschwert. „Des gibt’s doch ned!“ bekommt sie in diesen Tagen mehrmals zu hören. Doch soweit ist alles gut – mit der Anschuldigung, zu wenig zu produzieren kann sie umgehen, denn sie weiß, dass jetzt schon alles Menschenmögliche getan wird, um die Versorgung aufrechtzuerhalten.

Schlimmer sind jedoch jene KundInnen, welche sich dem Ernst der Lage nicht bewusst sind und trotzdem noch jeden Tag zum Bäcker kommen – weil’s sie’s ja immer so gemacht haben. Frauen und Männer, die nicht genug Abstand halten und noch immer in die Hand niesen. In die Hand, mit der sie meiner Mama dann das Geld in die Hand drücken. Meine Mama gibt ihr Bestes, um die Brotbedürfnisse der Gemeinde zu befriedigen, ja, sie macht sich sogar zuhause Gedanken darüber, welche hygienischen Maßnahmen sie umsetzen kann, um ihre Kundinnen und Kunden zu schützen. Als Dank erhält sie dafür Gelächter – „geh, des is doch eh ned notwendig, übertreib ned so* – und ein deutlich höheres Risiko, am Coronavirus zu erkranken.

Meine Mama steht nur stellvertretend für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebensmittelversorgung, Krankenhäuser und Pflegeheime sowie allen anderen Branchen, welche in dieser Zeit das Funktionieren der österreichischen Gesellschaft gewährleisten. Sie leisten in diesen Tagen Außergewöhnliches. Seien wir dankbar für diese Menschen, welche sich Stunde für Stunde dem Risiko des Erkrankens aussetzen und schenken ihnen ein freundliches Lächeln statt einer lautstarken Beschwerde. Und last but not least – bleibt zuhause und meidet Hamsterkäufe. Die Lebensmittelversorgung wird nicht zusammenbrechen, ihr bekommt auch in den nächsten Wochen noch Brot, Wurst und Milch. Solidarität ist in diesen Tagen mehr denn je gefragt – und zwar auch gegenüber jenen Menschen, welche jeden Tag ihr Bestes geben, um das System aufrechtzuerhalten.

Youth Reporter-Artikel zum Thema Coronavirus / COVID-19:

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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